Paulo Sousa – eine mutige Wahl

29 05 2014

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Ich schicke es gleich voraus: die Wahl von Paulo Sousa zum neuen FCB-Trainer macht mich nicht euphorisch. Ja, der Mann hat aus der Ferne etwas Unsympathisches (Nachtrag vom 2.6.2014: In Natura hat er was SEHR Sympathisches, allerdings werden die Spieler sicher auch eine andere Seite kennenlernen). Ich kann zudem heute schon mit Bestimmtheit sagen, dass er seinen Dreijahresvertrag nicht erfüllen wird. Spielt er erfolgreiche, aber unattraktiven Fussball, dann wird er entlassen. Spielt er einen attraktiven, aber erfolglosen Fussball, wird er auch entlassen und spielt er erfolgreich und attraktiv, dann wechselt er als Trainer in eine andere Liga. Sei es wie es ist, die Wahl ist getroffen und nun gilt es nach vorne zu schauen.

Es ist allerdings kommunikativ nicht sehr geschickt, den Trainer jetzt zu kommunizieren und dann drei Zeitungstage zu warten, bis man dazu Stellung nimmt. Falls man kommunizieren musste, dann hätte man ohne Anwesenheit des Trainer bereits Stellung nehmen können, so lässt man das Feld für Spekulationen und Einschätzungen sehr lange offen, ohne es kommunikativ zu beeinflussen respektive das Agenda Setting in der Hand zu haben. Es wäre nicht verwunderlich, müsste Bernhard Heusler am Montag zuerst einnmal diverse Medienberichte kommentieren.

Was aber können wir vom Trainer erwarten? Wir können nur spekulieren, weil sich ja wie gesagt, niemand dazu äussert.

Auf jeden Fall einen Trainer, der als Spieler grosse Erfolge bei grossen Klubs gefeiert hat. Allerdings im Gegenzug kein Trainer, der schon in einer halbwegs europäische mithaltenden Liga als Trainer gearbeitet hat, auss der kurzen Abstecher zu den Queens Park Rangers gleich zu Beginn seiner Karriere. Er ist zwar Lateiner, man sollte aber keine Wunder im Umgang mit den Südamerikanern erwarten. Erstens ins Sousa Europäer und zweitens ist seine Muttersprache Portugisiesch und nicht Spanisch. Und da fängt schon das nächste Problem an: die Sprache. Sousa muss (und der Klub sollte diese auch einfordern) entweder einen Assistenztrainer engagieren, welcher perfekt Deutsch und perfekt Portugisiesch spricht oder dann Sousa in einen Deutsch Intensivkurs schicken. Pep Guardiola macht es vor, aber selbst ihn verstehen nicht alle bei den Bayern, Zweitsprache bleibt Zweitsprache.

Ich denke, am besten ist es, wenn wir vom Trainer n icht allzuviel erwarten. Er ist kein Schwergewicht, hat bisher keine prägenden Spuren hinterlassen, was auch an der mangelnde internationalen Bekanntheit der Lige (Ungarn, Israel) hängen mag, in welchen er trainierte und wird auf jeden Fall einen schweren Job antreten. Kurzum: Paulo Sousa ist eine mutige, sehr mutige Wahl.

 

 

 

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Mein FCB

16 05 2014

Eigentlich ist es „unsre FCB“. Er gehört der ganzen Region. Aber das hier ist meine Ode an meinen FCB. Es ist eine Geschichte, wie sie es zu Tausenden gibt, aber es ist meine persönliche Geschichte und nach dem historischen Ereignis des fünften Meistertitels in Folge, gibt es keinen besseren Zeitpunkt, diese Geschichte zu erzählen.

Geboren wurde ich 1973, in einem Jahr, in welchem der FCB den 5. Schweizer Meistertitel seiner Geschichte holte. An Fussball dachte ich damals noch nicht. Ich erinnere mich noch bruchstückhaft an die Meisterschaft 1980. Erni Maissen war mein grosses Vorbild und anlässlich eines Textwettbewerbes der Basler Zeitung zur WM 1986 in Mexiko hab ich von ihm persönlich einen von ihm signierten Ball erhalten. Den Ball hab ich noch, auch wenn mittlerweile zwei Berner Sennenhunde und zwei Töchter damit spielen respektive gespielt haben. Der Ball hat mittlerweile „Patina“ und davon gibt es in der Historie des FCB zur Genüge.

Anfang der 80er begeisterte ich mich aber auch für den italienischen Fussball. Besonders Juve hatte es mir angetan, was weniger an Juve lag, als an einem Mann, den ich als Fussballer mehr verehrte, denn als Chef der Uefa. Bei ihm waren Freistösse wie ein Penalty und für mich war er der Inbegriff einer Nummer 10. Dann kam das Drama von Heysel. Mein Bruder und ich hatten“Sturmfrei“ und freuten uns auf einen tollen Final vo dem Fernseher. Es kam anders. Zwei Momente werde ich nie mehr vergessen. Die fassungslosen Gesichter der aus lauter Panik auf das Feld strömenden Fans und den Penalty meines Idols. Danach hatte der Fussball für mich seine Unschuldigkeit verloren. Es war aber auch der Moment, ab dem es für mich nur noch einen Klub gab: den FCB.

Wenn aus Sympathie Liebe wird

In jeder Geschichte eines FCB-Fans gibt es diesen einen Moment, wo aus Sympathie Liebe wird. Für mich war es der Cup-Halbfinal 1986 gegen Servette. Mein Onkel nahm mich mit ans Spiel. Es war ein schöner Tag im April und wir fuhren mit seinem CV 2 und offenem Verdeck Richtung Joggeli. Nach 45 Minuten lag der FCB 0:3 hinten. Mein Onkel fragt mich, ob ich nach Hause gehen wolle, als er in mein enttäuschtes Gesicht schaute. Fast trotzig verneinte ich seine Frage. Weitere 45 Minuten später wusste ich, wieso mir heute noch bei jedem Goal des FCB das Herz aufgeht. Es stand 3:3 und ein gewisser Gerd Strack, der vom 1. FC Köln zum FCB kam, hatte dreimal getroffen. Das letzte Goal viel in der 90. Minute. Wohl gemerkt, der Mann war Verteidiger oder besser gesagt Libero. Ja sowas gab es damals noch. Nach der Verlängerung hiess es 3:4 für Servette und der FCB schied aus, weil Bruno Galler auf den Penaltypunkt zeigte und Alain Geiger sicher verwandelte. Aber das Resultat war Nebensache. Ich war definitiv vom FCB-Virus bessesen. Aufholjagd, Emotionen und am Schluss enttäuscht verloren. Das war für mich der FCB meiner Jugend.

Jahrelang – auch in der Nationalliga B – ging ich an die Spiele. Nicht wegen der Gegner – wie das heute oft der Fall ist – sondern weil der FCB spielte. Die Liedzeile „Erfolg isch nit alles im Läbe“ war nie passender als in diesen Jahren. Ich trug das FCB Trikot mit Stolz. Wir gewannen keine Titel, wir gewannen Spiele und das Resultat am Wochenende bestimmte, ob ich eine gute oder schlechte Woche vor mir hatte. Es war auch die Zeit, als der FCB vor dem Konkurs stand und auch ich eine 10-Franken Note in die überdimensionalen Fahnen warf, welche die Junioren des FCB nach dem Spiel ausgebreitet hielten, um bei den Zuschauern Geld zu sammeln. „Jede Rappe zellt“, würde man heute sagen.

1994 kam der Aufstieg, ich brach aus wie ein Vulkan und dachte in diesem Moment, es werde keine schöneren in meinem Leben mehr geben. Im Fiat Panda meines mittlerweile verstorbenen Grossvaters fuhren wir zu siebt (!) durch die Innenstadt. Es war einfach nur schön. Meine Mitgliedschaft beim FCB hatte ich schon an Weihnachten 1993 beantragt. Ich wollte nicht nur Fan sein, sondern ein Teil des Klubs. In fünf Jahren bin ich Freimitglied. Ein Status, welchen ein FCB-Fan auch heute noch mit Stolz erfüllt, auch wenn mittlerweile eine AG das Sagen hat.

Gleichzeitig begann die 19 Jahre dauernde Zeit, in der ich meine Verbundenheit zum FCB auch als Sportreporter und –kommentator ausleben konnte. Die ganz grossen Momente feierte ich dann aber lieber als Fan auf den Rängen. Unvergessen auch 2002 und“ Jimmy“ Gimenez mit seinen Toren. Auch der Kettenrauchende André Sitek schoss schon Tore am Laufband, aber Gimenez war nochmals eine Nummer grösser. 12 Jahre ist es seither her und wenn ich ihn im Sommer in der Nähe bei Lugano ab und zu beim Joggen sehe, stelle ich fest, es ist fast schon eine Ewigkeit her. Titel sind fast zur Selbstverständlichkeit geworden und die Liedzeile „Erfolg isch nit alles im Läbe“ ist eine Reminiszenz an frühere Zeiten. Anders waren die Ereignisse vom 13. Mai 2006 auch nicht zu erklären. Es war bei weitem kein „Heysel-Moment“, aber dieses Mal sass ich nicht vor dem Fernseher, sondern im Stadion, nur 20 Meter von Filipescu entfernt. Nicht dort, wo er das entscheidende Goal zum 2:1 für den FCZ schoss, sondern dort, wo er von aufs Feld stürmenden Chaoten mit Füssen getreten wurde. Postwendend verliess ich das Stadion und fragt mich zum ersten Mal, was mit meinem FCB passiert war. Ich verarbeitet den Tag auf meine Weise und liess mir ein T-Shirt drucken.

„Geboren am 14. Mai – we’ll be back!“.

Und der FCB kam zurück: 2008, 2010, 2011, 2012, 2013 und nun 2014. Mit der Serie kamen aber auch die Diskussionen, um die Ausschreitungen und die Sättigung der Zuschauer aufgrund der Erfolge, die sich eingestellt haben. So sehr ich mich über die Erfolge freue, ich vermisse die Niederlagen. Es war eine Niederlage, welche für mich der entscheidende Moment meiner FCB-Geschichte ist und es sind die Niederlagen, welche für mich den FCB ausmachen, denn ich so liebe. Und so gab es gestern Abend nach den Bildern der Ausschreitungen in Aarau im grössten und historischsten Moment in der FCB Klubgeschichte Augenblicke, in welchen ich nostalgisch und wehmütig wurde. Wo ist der FCB-Geist der 80er Jahre geblieben? Eine Zeit, in welcher man die Kraft und die Hoffnung allein aus der Erinnerung an Benthaus Zeiten schöpfte und jeden Sieg wie eine Meisterschaft feierte. Mir ist klar, dass sich weder das Rad der FCB Geschichte noch jenes unserer Gesellschaft zurückdrehen lässt. Aber der Moment wird kommen, wenn es für mich heisst:

SAIT DR BABBE ZU SIM SOHN
HÜT KUNNSCH MIT INS STADION
D MAMME WO AN DER TÜRE STOHT
WEISS DAS JETZT E GSCHICHT AFOHT

Gut, ich hab zwei Töchter und Götti eines Buben bin ich auch nicht, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Beide sind wie ich in Jahren geboren, in welchen der FCB einen Meistertitel feiern durfte und ich möchte, sollten sie je vom Virus gepackt werden, dass sie sich bewusst sind, dass die Liebe zum FCB mehr ist als Titel, Champions League und ausgelassene Nächte vor dem Casino Balkon. Es geht um Leiden, Niederlagen, Emotionen und um das Bewusstsein darüber, woher man kommt. Mit anderen Worten, es geht um Dinge, wie im richtigen Leben. Es geht darum, dass Erfolg eben wirklich nicht alles im Leben ist und es geht darum, nach jedem Spiel Grösse zu zeigen.

Der Klub und seine Verantwortlichen sind sich dessen bewusst und wenn die immer grössere Fanbasis des FCB sich dessen auch bewusst(er) wird, kann ich mich in Momenten wie dem gestrigen auch wieder so freuen, wie ich das im April 1986 nach Gerd Stracks 3:3 in der 90. Minute gemacht habe.





10 gegen 10’000

27 03 2014

Die Mahner, Rufer und Besserwisser (ACHTUNG: auch ich bin ein Besserwisser) haben nach dem Urteil der Uefa gegen den FC Basle wieder Hochkonjunktur. Allerdings nützt es nicht, böse und liebe Fans gegeneinander auszuspielen. Wir waren alle mal jung. Keine Repressalie und Regulierung der Welt, verhindert Vorkommen wie in Salzburg, solange man den Fussball nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen will. Die Vergleiche mit der Premier League kann ich schon nicht mehr hören. Dort wurden die Ticketpreise so hoch angesetzt, dass sich kaum ein gewöhnlicher Fans die Tickets mehr leisten kann. Das gesellschaftliche Problem wurde über den Geldbeutel beseitigt und auf tiefere Ligen „ausgelagert“. Das funktioniert aber nur, weil Englands Fussball eine Geld- und Unterhaltungsmaschine ist, so dass die betuchte Klientel die Stadien halt trotzdem füllt. In der Schweiz ist dies nicht realisierbar, dafür ist die Liga einfach zu wenig stark. Auf der anderen Seite bewundern alle die Hingabe, mit welcher der sogenannte MK-Fans, die Fahne des Klubs auch im Ausland hochhält. Die Gesänge, welche durch englische Stadien hallten, finden auch in den englischen Medien immer wieder anerkennende Aufmerksamkeit.

Fakt ist aber, dass es eine Gratwanderung zwischen Hingabe, Engagement und ausufernden Aktionen wie Pyros und Vorkommnissen wie in Salburg gibt. Gerade auswärts – und das wird sicher jeder Psychologe bestätigen – ist diese Gefahr umsogrösser, weil man in der Minderheit ist und es den anderen zeigen will. Verfolgte man das Auftreten der Verantwortlichen und östreichischen Medien rund um das Spiel gegen Salzburg, war es auch nicht verwunderlich, dass die Fans zu solchen Reaktionen griffen. Man konnte fast meinen, Salzburg war sich des Status, welcher der FCB sich sportlich in Europa erarbeitet hatte nicht bewusst bzw. wollte ihn nicht anerkennen. Da mussten die Fans quasi zeigen, wer der FCB ist. Es braucht nur einen, der sich dann nicht im Griff hat und Tausende werden gestraft.

Das Urteil zeigt aber auch, dass der FCB mit seinen Erfolgen bei der Uefa nur eine Aussenseiterrolle einnimmt. Er hat nicht das Standing, um so bedeutend zu sein, als dass es den europäischen Wettbewerb nicht auch ohne ihn geben kann. Hochmut kommt vor dem Fall und dieser kann nicht nur Offizielle und Spieler, sondern eben auch Fans befallen. Die Frage nach Gerechtigkeit stellt sich beim Urteil nicht. Die Uefa legt die Spielregeln fest und es ist wie bei einem Unternehmen, Mitarbeiter können entlassen werden. Jeder ist ersetzbar, auch der FCB in Europa und der nächste Schweizer Klub steht bereit, um diesen Platz einzunehmen.

Noch ist es nicht soweit, auch wenn das Kapitel Europa League nun wohl ausgeträumt ist. Sich vor leeren Rängen zu begeistern, ist für einen Fussball nicht einfach, selbst wenn er nur seinen Job macht. Aber der motivierteste Mitarbeiter braucht die Anerkennung und das Lob von Mitstreitern und Vorgesetzten, um Höchstleistungen zu erbringen. Es ist zu hoffen, dass die fehlende Ambiance auch auf Valencia abfärbt.

Was bleibt vom Urteil hängen? Zwei Jahre Bewährung ist fast die schlimmste Sanktion innerhalb des Sanktionenkataloges, denn in zwei Jahren vergisst man schnell, wenn der Alltag wieder zur Routine wird. Es wird schwierig sich zwei Jahre unter Kontrolle zu haben, wenn 10 Leute das Schicksal von 10’000 mitbestimmen. Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass es schwieriger sein wird, die zwei Jahre unbeschadet zu überstehen, als einen Ersatz für Yann Sommer zu finden.

Wir wollen keine uniforme Fankultur. Der Grat zwischen Erlaubtem und Verbotenem wird und muss auch in Zukunft dünn sein, will man dies unterbinden, sterben Emotionen.





Die Super League und Europa

4 06 2013

In der abgelaufenden Saison hat der Spielkalender des FC Basel zu Tage gebracht, was ein Super League Verein leisten muss, um den Anschluss an Europa nicht zu verpassen. Keine Liga beginnt so früh und endet so spät wie die Schweizer Liga und das obwohl insgesamt nur zwei Meisterschaftsrunden mehr auf dem Programm stehen als in der Bundesliga. Da fragt man sich in der Tat, wieso das so ist. Mit dieser Frage wollen wir uns aber nicht länger herumschlagen, sondern vielmehr damit, was die Liga und ihre Klubs machen müssen, um trotz dieses engen Kalenders, den Anschluss an Europa nicht zu verpassen. Mit dem FCB, GC, dem FCZ, St. Gallen und Thun werden nicht weniger als fünf Teams (die halbe Liga!) nach der Sommerpause am europäischen Fussballgeschehen mitmischeln. Den Grundstein legte der FC Basel mit seinen europäischen Resultaten in den letzten Jahren. Nun ist es an der Zeit, dass die Klubverantwortlichen in der ganze Schweiz, sich höhere Ziele stecken. Das dies nicht vermessen ist, zeigen auch die Resultate der Schweizer Eishockey Nationalmannschaft an der letzten WM.

Es sollte endlich auch – speziell für die Klubs aus Zürich – zum guten Ton gehören, sich europäische beweisen zu wollen. Nur das bringt den Schweizer Fussball wirklich weiter. Bisher galt für viele Schweizer Klubs Woche für Woche nur eines: Dem FC Basel in der Meisterschaft ein Bein zu stellen. So waren die Spieler und Klubverantwortlichn wenigstens viermal in der Saison hochmotiviert. Was den heimischen Boulevard freute, wenn dies einmal gelang. Nun gilt es aber nach Europa zu schauen. Die Chance muss gepackt werden, damit künftig eine gesicherter Champions-League Platz zur Normalität wird. Wenn sich die Klubverantwortlichen aber auch diesen Sommer diesen Ambitionen nicht stellen wollen, dann werden europäische „Ausreisser“ wie jene des FCB allein dastehen und nur dazu führen, dass dieser sein Kader noch mehr verbreitern muss, um noch genügend Kraft für die eigentliche Meisterschaft zu haben. Ziel sollte es aber sein, die Breite der Qualität der gesamten Liga zu vergrössern.

Es ist zu hoffen, dass im zum Wohle des Schweizer Fussballs und der Liga ein Umdenken stattfindet und schlussendlich auch das nötige Glück erzwungen werden kann. Dann könnte man sich mit Klubs aus Frankreich, Spanien, Deutschland und England messen und würde nicht jedes Mal gegen einen Verein aus den Weiten des Ostens ausscheiden. Es reicht schon, wenn mit den ewigen Zweiten des BSC YB eine Mannschaft feststeht, welche 2013/2014 ein Ziel hat.: Dem FC Basel in vier Spielen ein Bein zu stellen.





Der Balanceakt mit der Sättigung

21 05 2013

Der FC Basel läuft gegen Ende der Spielzeit auf dem Zahnfleisch. Im Vergleich zum Rest der Schweizer Liga hat das Team von Murat Yakin rund 20 Spiele mehr in den Knochen. In Deutschland ist das mehr als eine Hinrunde! Kein Wunder stottert der Motor nun und kein Wunder ist die Selbstverständlichkeit und der Angriffsfussball nur noch ein Schatten seiner Selbst. Deshalb redet auch niemand von einem Wunder, wenn der zurzeit zweitbeste Klub der Schweiz (GCZ) den Cupsieg in Penaltyschiessen holt. Da muss keine Welt zusammenbrechen, noch braucht es deswegen Krisensitzungen auf der Geschäftsstelle des FCB.

Trotzdem hat sich gestern etwas abgezeichnet, was richtungsweisend sein kann. Ständig spielt der FCB mit einer Mannschaft am Rande des Sättigungsgrades. Es ist den Verantwortlichen zu verdanken, dass man die Grenze bisher nicht nachhaltig überschritten hat. Trainerwechsel und Spielerzukäufe brachten immer wieder neue Impulse. Doch nun sehen sich die Verantwortlichen im Hinblick auf die neue Saison vor Herausforderungen. Der Meistertitel wird sich die Mannschaft kaum mehr nehmen lassen, die Champions-League Qualifikation kann zumindest im Hintergrund geplant werden. Doch was auf dem Papier toll aussehen mag, verdient einen vertieften Blick.

Die Sättigung betrifft auch die Konsumenten sprich Zuschauer. Diese zeigt sich zum Beispiel in der Tatsache, dass ein Cupfinal nach sechs Finalteilnahmen in der jüngeren Zeit nicht mehr zieht. Das Ergebnis sind viele freie Plätze im Stade de Suisse. Obwohl die Mannschaft in der Europa-League eine unglaubliche Serie an den Tag legte, füllten sich die Stadien erst, als Tottenham und Chelsea kamen. Mit einer Selbstverständlichkeit erwarten die Zuschauer heute Erfolge, Titel und Spektakel und immer mehr zeigt sich, dass nur der harte Kern, wegen dem FCB an sich ins Stadtion kommt. Solche Tendenzen sind auch Vorboten in Sachen Sponsoring. Sponsoren wie Zuschauer müssen unterhalten werden, sollen sie auch in Zukunft ihr Portemonnaie öffnen. Und hier gilt es, die richtige Strategie zwischen der Steuerung der Erwartungshaltung und der Erfüllung des Anspruches auf dem Platz, zu finden.

Sättigung gepaart mit Müdigkeit nach einer langen Saison ist aber auch in der Mannschaft zu erkennen. So hatte man zweitweise den Eindruck, dass in den letzten Monaten Meisterschaftsspiele zum leidigen Pflichtprogramm verkamen. Es wird einen Schnitt geben (Steinhöfer, Cabral, Yapi müssen sowie Stocker, Dragovic und ein überraschenderer Dritter? werden wohl gehen). Sportlich liegt es dann an Murat Yakin, die nötigen Reize zu schaffen, dass die Sättigung eben nicht eintritt und der Wille nach immer mehr Erfolg verinnerlicht und damit zum Selbstverständnis wird. Eine der heikelsten Fragen stellt sich im Sturm. Kann Marco Streller trotz angekündigter Vertragsverlängerung nochmals die Kraft und den Willen für eine weitere Saison finden, gelingt die Integration von Bobadilla und welche Jungen nach Fabian Schär schaffen den Sprung in die 1. Mannschaft.

Die Antworten darauf sind richtungsweisend und sie sind in einem Umfeld zu suchen, welches den täglichen Balanceakt der Sättigung beherrschen muss, will der FCB auch die nächsten 10 Jahre erfolgreichen Fussball spielen.





Das Ende einer Liebe und Ehe

26 04 2013

Lieber Herr Bollmann

Sie kennen mich nicht. Nur soviel: Ich bin ein Mensch mit Engelsgeduld, aber ich kann es auf den Tod nicht, wenn man mich anlügt. Im Gegenzug kenne ich Sie auch nicht persönlich, weder als Manager noch als Fussballer. Als Ihre Fussball-Karriere begann, hab ich gerade das Licht der Welt erblickt und als ich etwas von Fussball verstand und Sie den Fussballschuh langsam an den Nagel hängten, schwärmte ich eher für Erni Maissen und die 80er Meistermannschaft des FC Basels. Für diesen schwärme ich übrigens immer noch, den FCB nicht Erni Maissen. Der Maissen ist heute zwar kein so erfolgreicher Manager wie Sie, als Fussballer brachte er es aber immerhin auf zwei Meistertitel sowie 29 Länderspiele, 28 mehr als Sie. Sie haben sich nach der Zeit als Fussballer nun zu einem knallharten und erfolgreichen Manager entwickelt.  Sie werden sicher auch dafür sorgen, dass die BaZ eines Tages  finanziell wieder auf gesunden Beinen stehen wird, allerdings ist ein gewisser Flurschaden absehbar. Bei all Ihren Fähigkeiten attestiere ich Ihnen nämlich eines nicht, dass Sie den Kunden/Leser ernst nehmen. Mit der eigentümlich Art der Nicht-Kommunikation respektive dem verbreiten von Unwahrheiten wollen Sie den Leser offenbar für dumm verkaufen. Das ist er aber mitnichten.

Ich spreche den früheren Redaktionsschluss der BaZ an, welche in unserer Region unter anderem das Fricktal betrifft (ob das Fricktal jetzt wirklich zur Region zählt, müssen Sie mit Herr Wanner klären…). Die Folge ist, dass dieses „BaZ-Randgebiet“  seit längerem von allen Informationen abgeschnitten ist, die nach 22 Uhr stattfinden.  Die Auswirkungen will ich hier nicht mehr länger erörtern. Sie haben diese in Ihrer Zeitung nach langer Zeit dann auch mal thematisiert, allerdings ist nicht viel herausgekommen. Drum sag ich Ihnen wie es ist.

Seit die BaZ bei der Tamedia gedruckt wird, gibt es natürlich Komplikationen mit dem gleichzeitigen Druck des Tagi. Damit der Grossteil der BaZ auch künftig rechtzeitig für die Frühzustellung beim Leser ist, mussten Sie die Auflage künstlich kürzen. Sie haben sich dann mal die Landkarte genommen und geschaut, ab welcher Postleitzahl die Abozahlen abnehmen und all diesen einen früheren Redaktionsschluss verpasst. Im Idealfall merkt es der Leser in Chur, Wädi oder Kriens nicht oder schluckt es. Sicherlich haben Sie in Ihrem Businessplan auch Abokündigungen mitberücksichtigt, denn ein guter Manager sind Sie ja. Ich stelle nicht in Abrede, dass es nicht einfach ist, zwei Zeitungen zur selben Zeit zu drucken. Äusserst sauer stösst mir aber auf, dass Sie die betroffene Leserschaft nicht informieren, einfach schweigen und sogar die Unwahrheiten verbreiten lassen. Wahrscheinlich haben Sie aber auch schon ausgerechnet, dass die BaZ dann am profitabelsten ist, wenn sich die Auflage um die 50‘000 Abos bewegt. Nachdem Sie uns im Fricktal mal ein paar Ausgaben mit späterem Redaktionsschluss geschenkt haben, kam heute erneut der Hammer. Der Freitag ist sowieso Ihr Problem. Da verteilen Sie in der Region Basel Ihre Gratis-Grossauflage und weil die Gratisleser natürlich den FCB lesen wollen, muss der Abonnent im Fricktal wieder hintenanstehen!

Es macht mich traurig, dass Sie damit auch die treuesten Leser Ihrer Zeitung vergraulen. Ich bin mit der BaZ aufgewachsen. Sie gehört für mich genauso zu meinem Alltag wie der FCB. Man könnte sagen, dass ich Sie gerade auch aufgrund einer gewissen emotionalen Bindung abonniert habe. Blocher hin oder her, ich stand immer zu meiner BaZ. Damit ist nun Schluss. Eine Ära neigt sich dem Ende zu. Die BaZ, welche morgens in meinen Briefkasten liegt, entspricht nicht jener, die ich abonniert habe, denn ohne FCB keine BaZ!

Meine Kündigung wird Sie wahrscheinlich weniger schmerzen als mich. Sie bekommen es wahrscheinlich gar nicht mit. Ich bin eine Abonummer* im Businessplan. Leid tut es mir aber für die Journalisten, welche Ihre Artikel über den FCB und andere Themen mit demselben Herzblut schreiben, wie ich Sie lese. Einige Ihrer Journalisten wohnen übrigens im Fricktal, dass Sie sicher von der Autobahnfahrt von Basel nach Zürich kennen. Hätten Sie doch mal eine der Ausfahrten zwischen Bözberg und Kaiseraugst genommen, sie hätten gesehen, dass dieser Teil des Aargaus sich genauso zur Region Basel zählt, wie es der Speckgürtel im Baselbiet tut. Und das erst recht,  wenn es um den FC Basel geht.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine erfolgreich BaZ-Sanierung und falls man einem erfahrenen Manager einen Rat geben darf, in Zukunft mehr Weitsicht bei Ihren Entscheidungen. Die verbliebene Leserschaft wird es Ihnen sicher danken.

*Falls es Sie interessiert. Die Abo-Verwaltung hat mir in der Bestätigung meiner Kündigung soeben die Abonummer mitgeteilt. Sie lautet KD.-Nr. 1038692.





Kein Platz für Sentimentalitäten

5 04 2013

Papier ist was Schönes. Ohne Papier gäbe es wohl die moderne Kommunikation nicht. Papier ist auch für mich etwas Spezielles, weshalb ich heute noch Zeitungen lese. Seit Kindesalter habe ich eine spezielle Beziehung zu Papier und Gedrucktem. Ich bin damit aufgewachsen, Zeitungsausschnitte zu sammeln (ja liebe Kinder, physische Ausschnitte, keine bookmarks!) und besserte mein Sackgeld damit auf, in den Sommerferien den Besuchern im Papiermuseum zu zeigen, wie man Papier schöpft. Soweit so gut. In der elektronischen  Welt kämpft Papier heute gegen Bites und Bytes. Obwohl zu allerst weniger die Technologie den Niedergang der Zeitungen bestimmte, sondern die Tatsache, dass man im Netz plötzlich lesen konnte, was einem interessierte. Es dauerte eine Weile, bis Journalisten merkten, für den Leser und nicht für sich zu schreiben, aber das ist eine andere Geschichte.

Nun bröckelt aber meine Liebe zu den Zeitungen und speziell zu jener, mit welcher ich aufgewachsen bin und mit der ich lesen gelernt habe: Der Basler Zeitung. Seit Monaten kommt die Zeitung nicht aus der Kritik und kämpft mit finanziellen Problemen. Blocher & Co. interessieren mich weniger und das ein Unternehmen wirtschaftlich überleben muss, ist mir auch klar. Womit ich aber Mühe habe, ist, wenn ein Unternehmen systematisch versucht, seine Kunden für dumm zu verkaufen und auf die heute mehr den je wichtige Kommunikation verzichtet. Das erinnert mich an die Unternehmenskommunikation in den 80er Jahren: „Wir kommunizieren nur, was uns passt“.

Aktuellstes Beispiel ist die Fricktal Ausgabe der BaZ seit dem Umzug des Drucks nach Zürich. Diese Ausgabe ist nun eine Ausgabe 2. Klasse, eine mit früherem Redaktionsschluss. Wo die Verantwortlichen die Grenze zur 2. Klasse machen ist nicht klar. Wahrscheinlich haben Sie die Ortschaften aufgrund der Abonemennte knallhart abgewogen und Abokündigungen bereits im Businessplan mitberücksichtigt. Dürfen Sie auch, aber als Kunde hätte ich erwartet, dass man mich ernst nimmt. Meine Abokündigung ist schon halb geschrieben, denn ab sofort erfahre ich nicht, was in der Champions-League lief, was der FCB in Tottenham gemacht hat und wahrscheinlich gibt es auch keine Berichterstattung über den Cuphalbfinal gegen Sion, welcher ja auch nach 20 Uhr beginnt! Vom Playoff-Final im Eishockey, dem Champions-League und Uefa-Cup Final, den Abendspielen von Roger Federer etc. ganz zu schweigen. Ab sofort liefert die BaZ mir eine Zeitung mit einem Inhalt, den ich nicht will und für den ich nicht bezahlt habe!

Es ist wirklich schade mitanzusehen, dass Unternehmen nicht alleine wegen ihren Managemententscheiden den Bach hinunter gehen, sondern vor allem deswegen, weil Sie nicht kommunizieren und noch nicht gemerkt haben, dass der Kunde für eine Leistung bezahlt und nicht, weil er-  im Falle der Zeitung – Papierliebhaber ist. So erhalten diese Unternehmen die Quittung. Der Kunde will nur eines. Ernst genommen werden. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, kann ich auch eine Entscheidung treffen. Es besteht heute eben kein Platz mehr für Sentimentalitäten, es zählt nur die Leistung.





Sportchef Frei

21 03 2013

Es ist bereits sehr viel zum Fall Alex Frei geschrieben worden. Erfahrene Sportjournalisten und Hobby-Kommentarschreiber haben sich gleichermassen geäussert. Dem wäre eigentlich nichts beizufügen. Es bleibt die Erkenntnis, dass man einen Alex Frei nicht in eine Struktur oder eine System einbinden kann. Das klappte auf dem Fussballplatz nicht und ist schlussendlich auch beim Übergang vom Fussballer zum Fussballfunktionär gescheitert.

Die Führung des FC Basel strebt ein heeres Ziel an. Der FC Basel ist und soll auch in Zukunft identitätsstiftend sein. Dazu gehört es, dass ehemalige und regional verankerte Sportgrössen an den Klub gebunden und eingebunden werden. Das fängt bei Karli Odermatt an, geht über Marco Walker, Adrian Knup, Massimo Ceccaroni, Beni Huggel  und wird wahrscheinlich auch einmal bei Marco Streller so sein. Die Idee dahinter ist, dass die Spieler das rotblaube Herz auch mit auf die Führungsebene nehmen. Denn wenn der Klub auch die nächsten 10 bis 15 Jahre nachhaltig geführt werden soll und die aktuelle Philosophie weitertragen soll, dann müssen Personen ran, die den rotblauen Virus in sich tragen und die Philosophie der aktuellen Führungscrew verinnerlichen. Denn aus diesen Personen kann der nächste Bernhard Heusler rekrutiert werden und nur wenn Personen nachgezogen werden, welche die Philosophie verinnerlicht haben, wird das jetzige System FCB auch in Zukunft Bestand haben.

Für Alex Frei ging das vielleicht zu gemächlich. Er ist keiner, welche die Sache langsam angeht. Er wählt den harten Weg und wirft sich sogleich ins Haifischbecken Sportfunktionär. Verläuft die 2. Karriere des Alex Frei genauso wie die erste, dann wird der FCB in 10 bis 15 Jahren wieder Freude an ihm haben. Ich sehe schon die Schlagzeilen „Alex Frei: Vor 15 Jahren wollten Sie ihm einen Juniorentrainerjob geben, jetzt wird er Präsident und CEO der FC Basel 1983 AG“.





Endlich wieder Fussball

8 02 2013

Draussen toben noch Schneestürme und in Zürich werden Fans zum Freischaufeln des Trainingsgelände aufgerufen. Dies ist die Zeit, in welcher die Super League ihren Rückrundenstart einläutet. Endlich. Vater Fussball hält wieder Einzug, selbst wenn schon jetzt die eine oder andere Spielverschiebung vorprogrammiert ist, geht es wieder los. Im Joggeli startet die Rückrunde am Samstag gleich mit einem Kracher. Im Spiel gegen den FC Sion treffen die beiden meistgenannten Meisterschaftsfavoriten aufeinander. Das Spiel wird für Murat Yakin und den FCB bereits richtungsweisend. Als Transfersieger des Winters kann das Team nur verlieren und ist damit in der Situation, in welcher die Mannschaft in den letzten Jahren immer am besten agierte: Als Verfolger der nur ein Ziel hat, die Meisterschaft zu gewinnen.

Genau wie beim deutschen FCB erwartet die Fans des FC Basels im Frühling ein „FC Hollywood light“. Spannung auf und neben dem Rasen ist garantiert. Im letzten Heimspiel am ersten Juniwochenden wäre nicht nur eine allfällige Meisterschaftsfeier angesagt, sondern auch der Abschied einer der grössten Schweizer Stürmer aller Zeiten: Alex Frei. Bis dahin gibt es aber noch viele Fragezeichen. Wird Alex Frei seinen letzten Fussballerfrühling auf der Bank verbringen? Gelingen ihm nochmals entscheidende Tore und wird er sich zum Abschluss definitiv in die Herzen der Muttenzerkurve schiessen? Die Antworten auf diese Fragen hängen nur bedingt von ihm ab. Er wird nochmals 120% geben, aber Regie in diesem mehrteiligen Abschiedsepos führt Steven „Murat“ Spielberg, welcher den Erfolg der Mannschaft über die Interessen Einzelner stellt.

Aber auch im Mittelfeld wird einiges Los sein. Mit Serey Die trägt nun ein Mitteldtank sondergleich die Farben rotblau. Wird er der lang ersehnte Mittelfeldmotor des FCB? Und was, ja was, läuft mit Raul Bobadilla. Ist er gesund, wenn seine Sperren abgelaufen sind. Harmoniert er mit Marco Streller und macht er ihn mit seiner Präsenz und der Tatsache, Gegenspieler auf sich zu ziehen, zum Torschützenkönig?

Antworten auf all diese Fragen gibt es Wochenende für Wochenende (und manchmal auch unter der Woche). Der FCB 2013 als Unterhaltungsmaschine. Suchtgefahr ist vorprogrammiert und man reserviert sich lieber schon heute als morgen einen Platz in der ersten Reihe!





Aadie Josef

1 02 2013

Die Nachricht von Raul Bobadillas Knieverletzung dominierte gestern und heute die Schlagzeilen. Dabei hat sich gestern beim FCB weit bewegenderes ereignet. Josef Zindel legt sein Amt als Pressechef des erfolgreichsten Schweizer Fussballclubs des vergangenen Jahrzehnts nieder. Es mag eine Randnotiz sein und seine Nachfolgerin wird die Lücke fachlich sicher schnell schliessen. Mit Josef Zindel tritt beim FCB aber nicht nur Fachwissen in die zweite Reihe (er bleibt dem FCB als Schreiberling erhalten), sondern ein Stück FCB. Josef Zindel lebte den Fussball, er lebte den FCB (und das, obwohl er kein Basler ist). Zindel, das waren Emotionen pur. Es gibt kaum ein Journalist, der bei Niederlagen oder unbequemen Fragen nicht mal Opfer des „aufbrausenden“ Josef wurde. Er stellte sich schützend vor die Spieler und den Club und blieb trotzdem ein herzensguter Mensch.

Als junger Sportjournalist war meine erste Begegnung mit Josef Zindel für ihn typisch. Er stritt sich während eines Spiels (damals noch bei der BaZ) auf der Journalistentribüne der alten Luzerner Allmend mit einem anderen Journalisten. Fast kam es zu Handgreiflichkeiten, wären andere nicht dazwischen gegangen. Aber so war Josef. Immer impulsiv, immer voll bei der Sache, was seiner Gesundheit in den letzten Jahren nicht immer zuträglich war. Noch kann man sich einen FCB ohne Zindel nicht vorstellen. Er gehört einfach dazu. Das Fussballleben geht weiter, aber Typen und Originale sterben langsam aus. Ich gönne es Josef Zindel, dass er sich in den kommenden Jahren wieder aufs Schreiben konzentrieren kann. In diesem Sinne wünsche ich ihm in seinem zweiten Leben als FCB-Angestellter alles Gute.

Spieler wie Bobadilla kommen und gehen. Sie sind verletzt und werden wieder gesund. Aber einen Josef Zindel gibt es nur einmal. Danke Josef!