Kein Platz für Sentimentalitäten

5 04 2013

Papier ist was Schönes. Ohne Papier gäbe es wohl die moderne Kommunikation nicht. Papier ist auch für mich etwas Spezielles, weshalb ich heute noch Zeitungen lese. Seit Kindesalter habe ich eine spezielle Beziehung zu Papier und Gedrucktem. Ich bin damit aufgewachsen, Zeitungsausschnitte zu sammeln (ja liebe Kinder, physische Ausschnitte, keine bookmarks!) und besserte mein Sackgeld damit auf, in den Sommerferien den Besuchern im Papiermuseum zu zeigen, wie man Papier schöpft. Soweit so gut. In der elektronischen  Welt kämpft Papier heute gegen Bites und Bytes. Obwohl zu allerst weniger die Technologie den Niedergang der Zeitungen bestimmte, sondern die Tatsache, dass man im Netz plötzlich lesen konnte, was einem interessierte. Es dauerte eine Weile, bis Journalisten merkten, für den Leser und nicht für sich zu schreiben, aber das ist eine andere Geschichte.

Nun bröckelt aber meine Liebe zu den Zeitungen und speziell zu jener, mit welcher ich aufgewachsen bin und mit der ich lesen gelernt habe: Der Basler Zeitung. Seit Monaten kommt die Zeitung nicht aus der Kritik und kämpft mit finanziellen Problemen. Blocher & Co. interessieren mich weniger und das ein Unternehmen wirtschaftlich überleben muss, ist mir auch klar. Womit ich aber Mühe habe, ist, wenn ein Unternehmen systematisch versucht, seine Kunden für dumm zu verkaufen und auf die heute mehr den je wichtige Kommunikation verzichtet. Das erinnert mich an die Unternehmenskommunikation in den 80er Jahren: „Wir kommunizieren nur, was uns passt“.

Aktuellstes Beispiel ist die Fricktal Ausgabe der BaZ seit dem Umzug des Drucks nach Zürich. Diese Ausgabe ist nun eine Ausgabe 2. Klasse, eine mit früherem Redaktionsschluss. Wo die Verantwortlichen die Grenze zur 2. Klasse machen ist nicht klar. Wahrscheinlich haben Sie die Ortschaften aufgrund der Abonemennte knallhart abgewogen und Abokündigungen bereits im Businessplan mitberücksichtigt. Dürfen Sie auch, aber als Kunde hätte ich erwartet, dass man mich ernst nimmt. Meine Abokündigung ist schon halb geschrieben, denn ab sofort erfahre ich nicht, was in der Champions-League lief, was der FCB in Tottenham gemacht hat und wahrscheinlich gibt es auch keine Berichterstattung über den Cuphalbfinal gegen Sion, welcher ja auch nach 20 Uhr beginnt! Vom Playoff-Final im Eishockey, dem Champions-League und Uefa-Cup Final, den Abendspielen von Roger Federer etc. ganz zu schweigen. Ab sofort liefert die BaZ mir eine Zeitung mit einem Inhalt, den ich nicht will und für den ich nicht bezahlt habe!

Es ist wirklich schade mitanzusehen, dass Unternehmen nicht alleine wegen ihren Managemententscheiden den Bach hinunter gehen, sondern vor allem deswegen, weil Sie nicht kommunizieren und noch nicht gemerkt haben, dass der Kunde für eine Leistung bezahlt und nicht, weil er-  im Falle der Zeitung – Papierliebhaber ist. So erhalten diese Unternehmen die Quittung. Der Kunde will nur eines. Ernst genommen werden. Wenn die Fakten auf dem Tisch liegen, kann ich auch eine Entscheidung treffen. Es besteht heute eben kein Platz mehr für Sentimentalitäten, es zählt nur die Leistung.

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Xhaka ist angekommen

2 07 2012

1’000 Zaungäste versammeln sich zum ersten Training von Borussia Mönchegladbach. Mit dabei auch Ex-FCB Star Granit Xhaka. Fussballerisch hat er alles, um sich in der Bundesliga durchzusetzen. Nur muss er noch einen Medienkurs nehmen, damit er dann beim ersten Pflichtspiel nicht in der Luft zerrissen wird. Als Bayern Fan darf er sich nicht outen, so wie beim ersten Training, als er zu Blicke (aber Achtung, die deutsche Presse liest auch Schweizer online-Artikel) sagt:

«Die Bundesliga und die Premier League sind die Top-Ligen Europas. Als Bayern-Fan freue ich mich darauf, gegen die Münchner zu spielen.»





Christian Heeb will bei Radio Basel aussteigen

7 09 2011

Es war ein ambitiöses Projekt, welches der ehemalige Radiopionier Christian Heeb vor zwei Jahren mit Radio Basel über den Äther liess. Er wollte nicht weniger als die Radiolandschaft revolutionieren und seinem ehemaligen Mitstreiter Roger Schawinski nacheifern. Ein Radio mit Inhalt, journalistisch herausragend, die Nummer 1 in der Nordwestschweiz und Konkurrenten wie SWR oder Radio DRS hinter sich lassen.  Radio- und Zeitungsjournalisten wurden zum neuen Sender geködert, um dem inhaltlichen Anspruch gerecht zu werden. Allein die Zahlen, sowohl wirtschaftlich als auch punkto Hörerschaft, wollten sich nicht in die angepeilten Sphären entwickeln. Radio mit Inhalt ist anspruchsvoll. Es braucht gute und „teure“ Redaktoren und man muss sich gerade als Privatradiostation auch einen journalistischen Respekt respektive eine Reputation bei der Hörerschaft erarbeiten. Ausserdem braucht es Geld – viel Geld (Roger Schawinski kann davon ein Lied singen). Soweit man sich bei Radio Basel auch anstrengte, an die journalistische Reputation eines gebührenfinanzierten Regionaljournals kam man nicht heran.

Nun will (oder muss?) Christian Heeb seine Anteile an seinen Mitgründer abgeben. Wohin der Weg führt scheint klar. Radio Basel wird wohl zu dem, was Privatradios am besten können. Unterhaltung, schnelle und kurze
Informationen und immer nah am Puls der Hörerschaft sein. So sind den Abstriche in der Redaktion zwecks Kostenoptimierung vorprogrammiert, damit das Radio wieder zu einem für die lokale und regionale Werbekundschaft attraktivem Begleitmedium wird. Einmal mehr steht der gebeutelten aber nicht totzukriegenden Frequenz 101,7 nach Raurach, Edelweiss, Basel 1 und Radio Basel eine Neuorientierung ins Haus. Das Medium Lokalradio ist und war dann erfolgreich, wenn man sich bewusst ist, was es ist: Kein zweites Radio DRS, aber eine regional verankerte Alternative mit guter Musik, eloquenten Moderatoren und einem Newsteppich à la 20 Minuten.





Erneuerbare Energie – Aber nicht vor meiner Haustüre

18 04 2011

Atomkraftgegner, und das sind laut Umfragen ja fast alle von uns, müssen sich eines bewusst sein. Jeder will erneuerbare Energien, aber nicht vor seiner Haustüre.

SWR3 beleuchtet das Dilemma auf gute Weise. Reinhören.





Alle jammern übers Wetter – egal wie es wird

18 04 2011

«Der Temperaturüberschuss ist krass»

Diese Überschrift lese ich soeben auf bazonline. Krass finde ich auch den Begriff. Früher hiess es, es ist zu heiss, heute reden wir von „Temperaturüberschuss“. Das Wort hat Potential zum Wort des Jahres.





Konkurrenz für die BaZ

14 04 2011

Ende Jahr soll eine Wochenzeitung (also WOZ Basel) sowie ein Online-Projekt (also WOZ-Onlinereports) der Basler Zeitung Konkurrenz machen. Schön! Warten wir mal ab, alles Neue macht ja bekanntlich neugierig, weshalb das Projekt sicher gut starten wird. Schauen wir, ob sich die Wochenzeitung und das Online-Portal dann auch publizistisch Gehört verschaffen können. Platz genug gäbe es ja in der Basler Medienlandschaft noch.

Apropos Medienlandschaft. Tele Boulevard (Stadtkanal) kündet heute schon mal dramatisch an: Versetzt das neue Zeitungsprojekt der Baz den Todesstoss? Da frag ich doch keck zurück. Ich singe oft unter der Dusche, werde ich der neue Baschi?





Die Sache mit der grünen Welle

14 04 2011

Europa zittert vor dem Atomstrom. Die Mehrheit der Bevölkerung ist dagegen (ist ja irgendwie auch logisch, so lange man nur nach seiner Meinung und nicht nach seinen Taten gefragt wird). Doch es ist so eine Sache mit der grünen Welle. Es wird nicht ganz einfach, wie das Beispiel Deutschland zeigt.

Sieben AKWs sind zurzeit offline. Dafür explodiert der Import von französischem Atomstrom und tschechischem Strom aus Kohlekraftwerken. Nun ja, aller grüner Anfang ist schwer. Unser Nachbarland diskutiert aber zurzeit heftigst auch die „Diesel-Frage“. Die EU will alle Kraftstoffe gleich besteuern. In Deutschland wird Diesel seit Jahren subventioniert, von der Autoindustrie gefördert und die Wirtschaft und Private sparen Millionen. Nirdgends in Europa gibt es soviele Dieselfahrzeuge, weshalb der obligate Satz in deutschen Automagazinen zu ausländischen Fahrzeugen bisher lautete: „Das Modell wird es schwer haben, es ist (noch) keine Dieselversion geplant.“ Nun also soll Diesel teurer werden, was auch gut ist, schliesslich sind Dieselfahrzeuge nicht gerade vorbildlich, was die „grüne“ Bilanz betrifft. Noch ist die Mehrheit der Bevölkerung nicht gegen Dieselfahrzeuge – aber vehementests gegen teures Dieselbenzin. Schliesslich ist noch keiner daran gestorben, zumindest nicht direkt…

Ja, aller Anfang ist schwer und das Umdenken wird länger dauern und teurer werden als sich manch einer denkt. Vielleicht überlegt man sich bei der nächsten Strassenumfrage auch, dass man nicht nur logische Antworten gibt, sondern sich auch der Konsequenzen bewusst ist.

Nicht nur die Politik ist gefordert, auch die Bevölkerung muss mitmachen und Verantwortung tragen. Das vergisst der Wähler und die Wählerin oft, nicht nur in Deutschland.





Der Blick muss sich andere Feindbilder suchen

5 04 2011

(Quelle: Blick.ch)

Alex Frei und Marco Streller haben heute ihren sofortigen Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft erklärt. Die Kampagnen der letzten Wochen haben sogar soweit geführt, dass auch das Privatleben der beiden betroffen war. Dies ist heute in einer gemeinsamen Erklärung zu entnehmen. Damit haben die beiden den konsequenten Schritt nach einer gegen Spieler des FCB geführten Kampagne in der Nationalmannschaft gezogen.

Was sollen wir von diesem Schritt und diesen Entwicklungen halten? Hesch ghört hat schon mehrfach über die Thematik geschrieben:

Typisch Schweiz, Die Causa Frei, Chapeau Marco Streller, Und wer hat jetzt die Narrenkappe an

Damals wie heute stehe ich hinter einem Rücktritt in einer solchen Situation. Es stimmt allerdings nachdenklich, wenn sich bei den Fans der Schweizer Nationalmannschaft die Animositäten gegen einzelne Klubs auch dann zeigen, wenn alle für die Nation auflaufen. Die Kleinkariertheit eines Landes (oft von Alex Frei bemängelt) zeigt sich hier in Reinkultur. Die Nationalmannschaft und ihre Spieler werden erst dann wieder mit vollem Einsatz und Stolz für ihr Land spielen, wenn die Fans wie eine Wand hinter ihnen stehen und die Klubebene für einmal ausblenden. Diese Verschworenheit haben uns andere Nationen vor und machen schlussendlich einen starke Nationalmannschaft aus.

Wenn die Rücktritt von Streller und Frei dazu führen, dass auf Fanseite ein Umdenken stattfindet, dann hatten sie durchaus ihren Sinn. Denn in einer Nationalmannschaft spielen nunmal die Besten eines Landes und die spielen im Falle der Schweiz nicht nur im Ausland, sondern eben auch in der heimischen Liga, beim FCZ, bei YB oder beim FCB. Um in die Nationalmannschaft zu kommen, muss man ehrgeizig sein. Wenn Ehrgeiz (wie im Falle des Alex Frei) aber dazu führt, dass man gehasst wird, dann verstehe ich die Fussballwelt nicht mehr.

Im Gegensatz zum Angebot einer Klubmannschaft, schlägt man das Aufgebot in die Nationalmannschaft nicht aus. Wenn es so weitergeht, wird dies aber bald dazukommen, wenn Exponenten einzelner durch Kampagnen des Boulevard systematisch an den Pranger gestellt werden.

P.S. 42 Tore in 84 Spielen. Es wird lange dauern, bis jemand wieder ein Quote von 0,5 Toren pro Spiel erreicht!





Wie der Blick bewusst Unruhe beim FCB schürt

4 04 2011

Noch immer steht der FC Basel mit 7 Punkten Vorsprung an der Spitze der Super League. Auch wenn der FCZ seine Spiele ebenfalls gewinnt, scheint es zurzeit kein Vorbeikommen an den Basler zu geben. Kein Wunder muss sich der Boulevard da was einfallen lassen. Nachdem monatelang auf Alex Frei und seinem Wirken in der Nationalmannschaft herumgehackt wurde, versucht der Blick nun auch Unruhe in den FCB zu bringen.

Das klingt dann so:

Neuer Wirbel um FCB-Stars

Beni Huggel: Gibt beim 1:0-Sieg sein Comeback nach knapp zwei Monaten Verletzungspause. Während seiner Abwesenheit hat Youngster Granit Xhaka mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. «Er kann ein grosser Spieler werden», gibt Huggel zu. Doch dann lässt er eine Spitze über seinen Konkurrenten los: «Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Zehn gute Spiele reichen nicht. In der Schweiz wird man viel zu schnell hochgejubelt.»

Dieselbe Aussage in der Basler Zeitung liest sich dann ein wenig anders:

Über ihn sagt Huggel bemerkenswerte Sätze: «Xhaka und auch Sandro Wieser haben eine tolle Entwicklung hinter sich. Aber das ist ein Problem in der Schweiz: Wenn einer drei Mal jonglieren kann, hat man hier schon das Gefühl, er werde der neue Maradona. Um ein Grosser zu werden, muss man drei Saisons durchhalten, auf konstant hohem Niveau. Ich bin aber überzeugt, dass es Granit schaffen kann.

 Also alles eine Sache der Positionierung. Unruhe wird man damit aber höchstens im Rest der Schweiz auslösen. Aber das ist ja anscheinend das Ziel des Boulevards. Den FCB als meistgehasst Mannschaft der Schweiz aufzubauen…





1. April Scherze

1 04 2011

Heute ist der 1. April und wir werden wieder den ganzen Tag auf den Arm genommen. Um die Bandbreite der „lustigen“ Einfälle der diversen Redaktionen aufzuzeigen, aktualisieren wir hier laufend den Stand gefundener Scherze:

– Basler Zeitung: „Nur noch zwei Bummelsonntag“ –  Die Fasnächtler machen ab 12.30 Uhr vor dem Rathaus mobil

– TagesAnzeiger: Erdbebentests für den Prime Tower – Zivilisten gesucht

– Basellandschaftliche Zeitung: Nach der Wahl von Isaac Reber tagt die Baselbieter Regierung neu im Schloss Ebenrain in Sissach – das wird heute um 12.45 Uhr in ebenselben mit einem Apéro für die Bevölkerung gefeiert.

– Berner Zeitung: Gigi Oeri wirbt mit FCB-Logo auf Berner Trams