King Roger muss man einfach verzeihen

7 06 2011

Roger Federer verzichtet auf das Rasenturnier von Halle und Turnierdirektor Ralf Weber ist sauer. Logisch! Aber Roger Federer macht keine Gefälligkeiten, solange er noch an den sportlichen Erfolg glaubt. Deshalb verzichtet er, um sich auf das grosse Ziel Wimbledon vorzubereiten.

Roger Federer wird dieses Jahr 30 Jahre alt und gehört weiterhin zur Weltspitze. Er hält mit Spielern mit, die sieben und mehr Jahre jünger als er sind. Das kann er aber nur, weil er immer wieder unpopuläre Entscheidungen trifft und auf Turniere oder den Davis Cup verzichtet. Sich contre coeur zu entscheiden, ist ebenfalls eine Leistung, welche Champions auszeichnet.

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Noch eine „Expertenmeinung“ zu Roger Federer

2 07 2010

Foto: Wimbledon.org

Nachdem Roger Federer an den letzten beiden Grand-Slam Turniere in Paris und Wimbledon bereits in der Viertelfinals die Segel gestrichen hat (notabene gegen die nachfolgenden Finalisten Söderling und Berdych), schallt es von allen Seiten Ratschläge und Meinungen zur Zukunft des „King of Tennis“. Björn Borg meint, Federer denke wohl an Rücktritt, während Tim Henmann die besten Jahre von Federer noch vor sich sieht. So habe auch er, Henmann, erst mit knapp 30 Jahren sein bestes Tennis gespielt.

Nun, ich bin kein Experte in Sachen Tennis und schon gar kein Experte in Sachen Roger Federer. Allerdings verstehe ich etwas darin, Situationen zu analysieren und danach meine Schlüsse zu ziehen. So gesehen befähigt mich dies bestens, um auch meinen Senf dazu zu geben.

Federer hat ein Problem keine Frage. Also müssen wir in der Analyse diesem Problem auf den Grund gehen. „What’s the problem“ hat ein ehemaliger Professor immer gesagt, bevor es zur Lösung diese geht. Nun das Problem ist, dass Roger Federer die Messlatte für Erfolg auf eine Höhe gesetzt hat, die er selbst kaum mehr erreichen kann. Wer über Jahre das Männertennis dominiert hat, wer 23-mal ununterbrochen einen Grand-Slam Halbfinal erreicht hat, der wird anders beurteilt als der Rest der Welt. Ein Problem dabei war auch seine Beständigkeit. Wo sind die Federer Bezwinger 2009 Dawydenko und Del Potro in diesem Jahr? Hab sie nicht gesehen. Federer ist aber immer noch dabei.

Wie aber kann dieses Problem gelöst werden? Hier wird es bereits schwieriger. Rücktritt, wie es Borg vorschlägt? Nochmals alles geben, das Letzte aus sich herausholen, um mit all den jungen Wilden mithalten zu können? Ich glaube, dass keine der beiden Varianten die Lösung für Federer ist.

Ein Rücktritt käme für einen, der dieses Spiel wie kein anderer liebt zu früh. Sich nochmals schinden, um auch im Herbst seiner Karriere nochmals alles zu gewinnen, ist wohl auch nicht realistisch, zumal er neben dem Tennisplatz auch andere Prioritäten setzt.

Die Lösung ist einfach. Nicht Federer muss sich ändern, das Publikum muss es. Der Zuschauer muss seine Erwartungen anpassen, muss auch einen Einzug in ein Viertelfinale eines Grand-Slam oder ein Sieg bei einem der kleineren Turniere wieder als das anerkennen was es ist: Eine tolle sportliche Leistung. Denn der Druck, den die Öffentlichkeit über die Jahre aufgebaut hat und dem Federer gerecht werden möchte, estimiert nur Grand-Slam Siege. Wieso also von einem, der bereits alle überflügelt hat, Dinge erwarten, denen keiner der heute in den Top 10 der ATP-Rangliste vertretenen Spieler gerecht werden kann.

Wenn Federer merkt, dass sich das Publikum an seinem Spiel und auch „einfachen“ Siegen freut, dann wird auch bei ihm der Spass zurückkommen und er wird noch den einen oder anderen Pokal in die Höhe stemmen. Es muss nicht immer ein Grand-Slam sein. Federer hat dem Tennispublikum in den letzten Jahren soviel gegeben, jetzt liegt es an diesem, dem „King of Tennis“ etwas zurückzugeben. Erst durch seine Vormachtsstellung sind die anderen Spieler besser geworden und hat sich die Qualität des Spiels erst verbessert. Es ist Zeit, dies zu anerkennen, dann werden wir alle noch lange Freue an seinem Spiel haben.





Vorbereitung auf die Zeit nach Tabak und Federer

2 11 2009

Si

Die Davidoff Swiss Indoors sind eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Was Roger Brennwald und sein Team dank akribischer Arbeit und einer grossen Portion Begeisterung seit Jahren immer wieder auf den Hartplatz zu St. Jakob bringen, ist einzigartig in der Schweiz. Die Davidoff Swiss Indoors gehören zum Besten, was an internationale Anlässen in der Schweiz organisiert wird. Ausserdem hat es das Turnier auch im umgekrempelten Spielkalender der ATP geschafft, seine Stellung zu halten. Den Erfolg verdankt dieses Turnier neben Roger Brennwald und seinen Team vor allem zwei Namen: Ernst Schneider und Roger Federer.

Seit 1994 engagiert sich die Oettinger Davidoff Group als Titelsponsor bei den Swiss Indoors. Die Beziehung zwischen Sponsor und Turnier war aber vor allem auch eine persönliche Beziehung zwischen den Männer Roger Brennwald und dem kürzlich verstorbenen VR-Präsidenten Ernst Schneider. Der Basler Unternehmer Schneider engagierte sich mit Davidoff nicht nur, weil ihm dies aus Sponsorensicht eine gewisse Werbeaufmerksamkeit gab, sondern auch, weil er einen Beitrag an die Attraktivität zu Basel leisten wollte. Denn die Davidoff Swiss Indoors sind ein Aushängeschild, welches Basel auf die internationale Landkarte setzt. Davon profitieren schlussendlich auch die Touristiker.

Der zweite Glücksfall heisst Roger Federer. Nicht nur ist er der wahrscheinlich beste Tennisspieler aller Zeiten, er ist auch ein Kind der Region Basel. Ausserdem trägt seine vom Balljungen zum Turniersieger Geschichte zum Mythos bei. Die Identifikation der Bevölkerung mit dem Turnier hängt auch ganz stark mit Roger Federer zusammen. Ein Beweis fällig? Das Turnier ist in diesem Jahr bereits an jedem Tag ausser Dienstag ausverkauft. Müssig zu sagen, dass der Dienstag der einzige Tag ist, an dem Roger Federer nicht im Einsatz steht. Doch auch dies dürfte sich ändern. Kurzfristig hat sich der Baselbieter entschieden, mit seinem Jugendfreund Marco Chiudinelli Doppel zu spielen. Erster Einsatz am Dienstag. Die Organisatoren dürften sich damit darauf freuen, dass auch dieser Tag in die Kategorie „ausverkauft“ fallen wird. Ein neuer Rekord an den Davidoff Swiss Indoors.

Wie lange noch?

Doch die Frage nach der Zukunft darf gestellt werden. Roger Federer spielt vielleicht noch drei bis vier Jahre Tennis, dann ist Schluss. Das Turnier braucht ein neues Zugpferd oder eine andere Ausrichtung. Auch an der Sponsorenfront macht die Politik seit Jahren Druck. Aufgrund des Tabakverbotes in der Werbung soll Davidoff aus dem Engagement gedrängt werden. Doch wer könnte und wollte hier einspringen. Es wird in der heutigen Zeit schwer sein, einen Sponsor dieser Grössenordnung zu finden, zumal ein solches Engagement mehr braucht, als „return on investement“-Denken. Es braucht Sponsoren mit Idealen, Begeisterung  und dem Wille etwas für Basel zu machen. Doch diese sind rar.

Neben der wirtschaftlichen Zukunft, wird aber vor allem die sportliche Zukunft Grundlage für den Erfolg des Turniers sein. Hier gilt es, die Philosophie zu verfolgen, die seit Jahren den Erfolg garantiert. Junge und aufstrebenden Stars vor allen anderen zu entdecken, sie zu verwöhnen und darauf zu zählen, dass sie wiederkommen, wenn sie in den Top 10 sind. Dies wird natürlich Jahr für Jahr schwieriger. Deshalb sollten die Organisatoren dem „Scouting von Talenten“ ein besonderes Augenmerk schenken. Es könnte die Lebensversicherung des Turniers sein, zumal sich ein zweiter Roger Federer so schnell nicht abzeichnet.





Der Frust des Roger F.

5 04 2009

Roger Federer ist ein Mensch! Im Halbfinal von Miami verlor die ehemalige Nummer 1 der Welt komplett die Nerven und schmiss sein Racket wutentbrannt auf den Boden. Die Szene geht um die Welt und nun wissen es alle: Roger Federer ist vom Tennis-Olymp wieder bei den Sterblichen gelandet. Roger Federer muss nun schauen, wie er in Würden „altern“ kann. Keine Frage, er ist immer noch ein aussergewöhnlicher Spieler und jedem mag ihm den Rekord von Sampras gönnen, sollte er ihn je erreichen. Aber Roger Federer war nicht nur der erfolgreichstes Spieler aller Zeiten, er war auch ein Vorbild auf dem Platz. Das er sein Racket zertrümmert, ist eine Sache. Dass er nach dem Spiel dem Schiedrsichter das „Handshake“ verweigeret eine andere. Und die gibt mir weit mehr zu denken, vor allem deshalb, weil alle Journalisten dieser Welt (noch) beiseite gesehen haben und dies nicht ansprachen.

Es wird höchste Zeit, dass Roger wieder zu sich findet: Auf und neben dem Platz.





Was ist nur mit Roger los?

1 08 2008

(Niederlage in Cincinnati für King Roger. Foto: David Kohl / AP)

Schon wieder verliert die baldige (?) Nummer 2 des Männertennis. Diesmal in Runde 2 in Cincinnati gegen Ivo Karlovic in drei Sätzen. Nach dem 1. Runden Aus in Toronto ist dies ein weiterer herber Rückschlag für King Roger. Was ist los mit der (noch) Nummer 1 im Männertennis? Ist der Wurm drin? Steht die grosse Krise an?

Ich denke nicht. Spiele gegen Karlovic waren auch in der Vergangenheit eng. Es fehlte diesmal einfach das Wettkampfglück. Denn seien wir ehrlich. Auf dem hohen Niveau des Männertennis hatte Roger Federer die Konkurrenz lang dominiert und ist spielerisch immer noch einer der Besten. Allerdings braucht es immer auch Glück. Dieses ist ihm nun ein wenig abhanden gekommen.

Das entscheidende Stück zum Sieg spielt sich im Kopf ab und dieser scheint momentan bei Roger nicht wirklich frei von Sorgen zu sein. Vielleicht grübelt er immer noch über die Niederlage in Wimbledon nach. Vielleicht ärgern ihn die Legenden wie Borg, welche ihm den totalen Grand Slam Erfolg nicht zutrauen oder vielleicht ist er es einfach auch ein wenig müde, immer nur die Nummer 1 verteidigen zu müssen.

Was Roger Federer jetzt braucht ist Ruhe. Persönlich würde ich auf die olympischen Smogspiele in China verzichten. Immerhin gäbe das genügend Zeit, sich auf das US Open vorzubereiten. Grand Slam Titel Nummer 13 wartet schon. Auf der anderen Seite bringen ihn die Spiele vielleicht auch auf andere Gedanken. Hier hat er nichts zu verteidigen. Hier will er einzig und allein den Titel holen, der im vor vier Jahren versagt war.

In diesem Sinne: König Roger ist tot, lang lebe König Roger!