
(FCZ-Hassli beschützt FCB-Ferati vor wildem Costanzo. Foto: Keystone)
Beim FC Basel liegen die Nerven blank. Wann hat es das schon mal gegeben? Nun, es zeigt unter welchem Druck Trainer und Spieler stehen. Nach der verpassten Meisterschaft im Sommer wurde mit Christian Gross schnell der Grund für den „Niedergang“ gefunden (ob zu Recht oder nicht, wurde an dieser Stelle schon ausführlich diskutiert). Nun stehen der neue Trainer und die Spieler unter Druck. Ein Druck, dem sie bisher nur bedingt standgehalten haben.
Die Moral stimmt….bisher
Fangen wir mit dem positiven an. Die Mannschaft kämpft bis zum Schluss:
1. Aufholjagd und Sieg nach Rückstand gegen den FC Aarau.
2. Siegtreffer in letzter Minute nach Ausgleich gegen Sion.
3. Untentschieden gegen Reykjavik nach einem 0:2-Rückstand.
4. Sieg mit 10 Mann nach einem 1:1 gegen Reykjavik.
5. Ausgleich gegen den FCZ nach einem Rückstand drei Minuten vor Schluss.
Mit Marco Streller trumpft zudem ein Spieler auf, der letzte Saison unten durch musste und zurecht ein Aufgebot für die Nationalmannschaft erhielt.
Nun, das wär’s dann schon an positiven Nachrichten.
Rotationsprinzip à la Fink
Thorsten Fink hat, zum Teil erzwungen zum Teil freiwillig, praktisch nie dieselbe 11 auflaufen lassen. Wie sollen sich die Spieler finden und ans neue System gewöhnen, wenn laufend neue Spieler auf dem Platz stehen?
Auch gegen den FCZ standen mit Ferati, Sahin und Cadgas drei Neue in der Verteidigung. Zumindest die Aufstellung von Sahin und Ferati hatte sich vorher nicht abgezeichnet.
Ausserdem halten die Neuverpflichtungen nur bedingt, was sie versprochen haben. Gerade ein Denker und Lenker im Mittelfeld, eine der Hauptkritikpunkte am System Gross, ist immer noch nicht gefunden. Antonio da Silva ist es (bisher) nicht.
Zu denken geben einem schlussendlich aber die Ausraster von Frei (wirft den Ball nach gelber Karte in Richtung Vonlanthen und erhält zurecht die Ampelkarte) und Costanzo (greift Ferati nach Spielschluss wie eine Furie an). Beides erfahren Spieler, die Vorbildfunktion für die Jungen haben. Diese ist, wenn nicht weg, so doch mindestens zutiefst beeinträchtigt. Hat Fink seine Spieler noch im Griff? Von Aussen betrachtet war, die fussballerischen Leistung gegen 10 Zürcher nicht berücksichtigt, das Auftreten ein Desaster. Nun weiss jeder Gegner in der Schweiz, dass es mit der Einheit und der mentalen Stärke des FCB nicht weit her ist. Der „Respekt und die Angst“ der Gegner dürfte dahin sein.
Damit hat der FCB unter dem neuen Trainer Fink eine Tugend der Ära Gross abgeschüttelt. Allerdings nicht jene, welche man eigentlich wollte. Man wollte die Spielweise ändern und hat bisher nur eines erreicht. Unzufriedene Spieler, die ihren Frust auf dem Feld auslassen sowie ein spielerisches Auftreten, dass bisher keinen einschüchtert.
Die Verantwortlichen sind mehr denn je gefordert. Ende Jahr stimmen die Fans darüber ab, ob der Umbruch ein erfolgreiches Projekt ist. Dann wird die Erneuerung der Jahreskarten fällig.
Als Fan und Sympathisant des FCB kann man eigentlich nur eines verlangen: Reisst euch zusammen. Verliert als Einheit und gewinnt als Einheit!