Der Blick muss sich andere Feindbilder suchen

5 04 2011

(Quelle: Blick.ch)

Alex Frei und Marco Streller haben heute ihren sofortigen Rücktritt aus der Schweizer Nationalmannschaft erklärt. Die Kampagnen der letzten Wochen haben sogar soweit geführt, dass auch das Privatleben der beiden betroffen war. Dies ist heute in einer gemeinsamen Erklärung zu entnehmen. Damit haben die beiden den konsequenten Schritt nach einer gegen Spieler des FCB geführten Kampagne in der Nationalmannschaft gezogen.

Was sollen wir von diesem Schritt und diesen Entwicklungen halten? Hesch ghört hat schon mehrfach über die Thematik geschrieben:

Typisch Schweiz, Die Causa Frei, Chapeau Marco Streller, Und wer hat jetzt die Narrenkappe an

Damals wie heute stehe ich hinter einem Rücktritt in einer solchen Situation. Es stimmt allerdings nachdenklich, wenn sich bei den Fans der Schweizer Nationalmannschaft die Animositäten gegen einzelne Klubs auch dann zeigen, wenn alle für die Nation auflaufen. Die Kleinkariertheit eines Landes (oft von Alex Frei bemängelt) zeigt sich hier in Reinkultur. Die Nationalmannschaft und ihre Spieler werden erst dann wieder mit vollem Einsatz und Stolz für ihr Land spielen, wenn die Fans wie eine Wand hinter ihnen stehen und die Klubebene für einmal ausblenden. Diese Verschworenheit haben uns andere Nationen vor und machen schlussendlich einen starke Nationalmannschaft aus.

Wenn die Rücktritt von Streller und Frei dazu führen, dass auf Fanseite ein Umdenken stattfindet, dann hatten sie durchaus ihren Sinn. Denn in einer Nationalmannschaft spielen nunmal die Besten eines Landes und die spielen im Falle der Schweiz nicht nur im Ausland, sondern eben auch in der heimischen Liga, beim FCZ, bei YB oder beim FCB. Um in die Nationalmannschaft zu kommen, muss man ehrgeizig sein. Wenn Ehrgeiz (wie im Falle des Alex Frei) aber dazu führt, dass man gehasst wird, dann verstehe ich die Fussballwelt nicht mehr.

Im Gegensatz zum Angebot einer Klubmannschaft, schlägt man das Aufgebot in die Nationalmannschaft nicht aus. Wenn es so weitergeht, wird dies aber bald dazukommen, wenn Exponenten einzelner durch Kampagnen des Boulevard systematisch an den Pranger gestellt werden.

P.S. 42 Tore in 84 Spielen. Es wird lange dauern, bis jemand wieder ein Quote von 0,5 Toren pro Spiel erreicht!

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Wenn es denn so einfach wäre

28 03 2011

Alex Frei muss jetzt weg! Das meint zumindest der Blick, welcher seit Monaten ein Kampagne gegen den Nati-Captain reitet. Unter ihm können sich die Jungen nicht entwickeln. Horch, horch! Das sind alles gestandene Profis (Inler, Schwegler, Barnetta, etc.), weshalb ich mich frage, wieso es denn an einem Alex Frei liegen soll. Fakt ist, die Schweiz hat ihren Zenit überschritten. Bewährte Kräfte sind zurückgetreten (N’Kufo, Huggel) oder am Ende ihrer Karriere (Yakin, Frei, Streller?).

Übrige bleiben Spieler, denen die Schweiz zu klein war und die im Ausland gross rauskommen wollten (Inler, Dzemaili, Barnetta, Derdiyok, Ziegler) oder Spieler, die bei keinen Spitzenklub der Super League oder gar nicht in der Super League spielten und im Ausland meist die Bank drücken (Senderos, Djourou, Ben Kalifa, Gavranovic, etc.).

Dazwischen sind noch ein paar bewährte und gestande Super League Spieler und Legionäre (Benaglio, Lichtsteiner, Shaquiri, Stocker).

Klar ist, die EM-Qualifikation war schon vor dem Bulgarien-Spiel gegessen. Es gilt schon lange, sich auf die WM vorzubereiten. Hier ist Ottmar HItzfeld gefordert, eine völlig neue Mannschaft zu formen.

Jene schwache Pflänzchen, welche angeblich unter Alex Frei litten, haben nun keine Ausreden mehr und müssen zeigen, was sie drauf haben. Aufgedrängt hat sich bisher keiner. Die Schweiz liegt irgendwo zwischen Übersättigung aus vergangenen Erfolgen und Selbstüberschätzung aufgrund der vielen Jungen, welche es im Ausland versuchen. Es ist zu hoffen, dass Hitzfeld den richtigen Mix findet. Am schwersten wiegt die Tatsache, dass uns ein Spielmacher fehlt.

P.S. Da jeder mitreden kann, wenn es um die Nati geht, werde ich das nicht tun.





Die Causa Frei

13 10 2010

(Bild: G. Kefalas/Keystone; 20min.ch)

Alex Frei ist unzufrieden. Als kritischer Mensch, der sich im Fussballerleben alles hart erkämpfen musste, ist die aktuelle Situation für ihn keine schöne. Gestern Abend war sein Abgang von Pfiffen begleitet und das in jenem Stadion, wo er sonst Tor um Tor schiesst. Das gibt ihm und auch Ottmar Hitzfeld zu denken. Hitzfeld erkannte sofort, was sich im Innern des Kapitän in diesen Sekunden abspielte.

Soll Alex Frei nun zurücktreten, wie es in diversen Zeitungen bereits spekuliert wird? Ich denke ja. Ich hab dies an dieser Stelle schon mal im Rahmen des „Rücktritts“ von Marco Streller proklamiert. Wenn’s kein Spass mehr macht, dann soll man aufhören. Und es kann mir keiner weismachen wollen, Alex Frei macht es Spass. Frei ist aber auch jemand, der vor keiner Herausforderung davonläuft. Gerade deshalb ist er nun im Dilemma.

Für mich ist aber klar. Frei soll aus der Nati zurücktreten. Seine Verdienste sind unbestritten. Sein Rücktritt würde aber auch dafür sorgen, dass die Mitspieler in der Nationalmannschaft die Verantwortung nicht mehr auf den Kapitän abschieben können, nachdem dieser von gewissen Kreisen der Medien in den letzten Monaten systematisch als Auslöser und Grund für die schlechten Leistungen in der EM-Kampagne hingestellt wurde.

Ausserdem käme ein Rücktritt aus der Nationalmannschaft dem FC Basel zu Gute. Der sich noch lange über einen jeweils gut ausgeruhten und seelisch ausgeglichenen Alex Frei freuen könnte.

Man ist geneigt Alex Frei zuzurufen: Schlaf drüber und fäll die unausweichliche Entscheidung. Wirf den seelischen Ballast ab und schau in die Zukunft!





Typisch Schweiz!

8 06 2010

 Foto: Blick (Toto Marti)

Das gibt es wohl in keinem anderen Fussballland. In wenigen Tagen beginnt die Fussball-WM in Südafrika und Fans und Medien schiessen gegen die Nationalspieler.

Da ist die Akte „Tranquillo Barnetta“. Ohne Zweifel ein begabter Fussballer, der in einem Formtief steckt. Nun aber Titel die Zeitung mit den grossen Buchstaben „Barnetta raus“. Nun sie macht es nicht selbst, sondern verweist auf die Meinung der Fans. Ausserdem gibt es auch die Akte „Alex Frei“. Der Captain der Schweizer Nationalmannschaft wurde am letzten Samstag beim Spiel gegen Italien in Genf ausgepfiffen. Notabene an jenem Ort, wo die Erfolgsgeschichte Alex Frei erst begann, Nämlich als Stürmer bei Servette Genf. Die Pfiffe gegen Frei sind sicherlich damit zu sehen, dass Schweizer Fussballfans nicht zwischen ihrer Klubbrille (alle gegen den FCB) und jener für die Nationalmannschaft unterscheiden können. Ein kleines Land wie die Schweiz muss bedingungslos hinter seiner Nationalmannschaft stehen. Die Spieler brauchen den Rückhalt der Fans um in Südafrika unmögliches zu schaffen. Aber eben, wir Schweizer sind schon ein spezielles Fussballvolk.

Erinnern wir uns an Argentinien. Dort spielt ein Lionel Messi, der bisher in den Farben der Argentinier keine Stricke zerrissen hat. Denken wir an Portugal, wo der Fussballgockel Cristiano Ronaldo seine Hacken zelebriert und denken wir an Deutschland, wo ein nach der Form suchender Miroslav Klose Erfolgserlebnissen hinterher rennt. Bei all diesen Mannschaften sind die entsprechenden Spieler auf die eine oder andere Weise in der Kritik. Aber wenn es um die vier Wochen in Südafrika geht, packen sowohl die nationalen Medien als auch die Fans diese Spieler mit Samthandschuhen an. Denn sie wissen, dass ein übergeordnetes Interesse im Vordergrund steht: Der Erfolg der eigenen Nationalmannschaft!

Die Schweiz ist erst dann auf Augenhöhe mit diesen Nationen, wenn auch das Umfeld jene Professionalität an den Tag legt, welche nötig ist, um alles dem gemeinschaftlichen Erfolg unterzuordnen.

P.S. Damit meine ich aber ausdrücklich nicht, dass man kritische Sportkommentatoren von der WM ausschliessen sollte, wie wir heute im Blick lesen.