Sport-PR (Teil 4): Der FC Basel

2 07 2009

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Im 4. und letzten Teil der kleinen Serie „Die Kommunikation der Schweizer Fussballvereine im Urteil“ wenden wir uns dem Branchenprimus und Massstab schlechthin der Super League zu, dem FC Basel. Niemand im Schweizer Fussball verfügt über mehr Personal und ist professioneller organisiert als der FC Basel. Kein Tag vergeht, an welchem die Augen der Öffentlichkeit nicht auf den FC Basel gerichtet sind. Kein Wunder sind die Erwartungen an die Kommunikation hoch.

Bei der Beurteilung wird nach folgendem Raster vorgegangen. Ausgangspunkt ist die Website des Klubs: http://www.fcb.ch. Es geht allerdings nicht darum, den Internetauftritt als solches zu analysieren, sondern diverse Punkte der Stakeholderkommunikation anhand der Website zu beurteilen. Im Vordergrund stehen folgende Punkte:

–          Gibt es eine Medienseite?

–          Welchen Inhalt haben die News?

–          Welche Informationen gibt es für potentielle Sponsoren?

–          Was wird den Fans geboten?

–          Wie ist das Angebot im Bereich Merchandising?

Ebenfalls in die Beurteilung fliesst die Berichterstattung in den Medien sowie das Bild, welche die Vereine in den Medien abgeben.

Medienkontakt

Wie auch die anderen vier Teams dieser Testreihe verfügt der FCB über einen vollamtlichen Medienverantwortlichen. Es gibt zwar keinen direkten Kontakt zum Mediensprecher, vielleicht auch, weil ihn eh jeder kennt und seine Natelnummer hat. Trotzdem wäre dies gerade für jene, welche nicht Woche für Woche über den FCB berichten, sicher hilfreich. Ansonsten ist alles da, was es braucht, um sich über den FCB zu informieren. Schade aber auch hier, dass gerade Hintergrundinformationen wie ein Dossier über die Geschichte des Klubs fehlen. Eigentlich wäre dies ein Leichtes, ist der Medienchef doch Autor verschiedener Bücher über den FCB. Stoff hätte man genug, man muss die Infos nur anbieten.

News-Gehalt

Hauptsächlich News rund um die sportlichen Aspekte. Von denen allerdings nicht zu wenig. Hier läuft was, selbst in der „fussballfreien“ Zeit. Da steckt viel Arbeit und „Manpower“ dahinter. Selbst Abgänge und Vertragsauflösungen werden, wenn auch oft später als diese bereits in den Medien auftauchen, kommuniziert. Und zwar nicht zu knapp, sondern immer mit dem nötigen Respekt gegenüber den Verdiensten des Spielers.

Potentielle Sponsoren

Hier herrscht gähnenden Leere. Man erfährt zwar, wer Sponsor ist, nicht aber, wie man investieren kann und was man dafür erhält. Nun, Geld scheint der FCB zu haben und wahrscheinlich läuft es hier nach dem Motto: Wir sind die Nummer 1 in der Schweiz und in Basel sowieso – da kommen die Sponsoren automatisch, wenn sie was wollen. Das mag richtig sein, wenn man an die „grossen Fische“ denkt. Aber hunderte von KMUs mit vergleichsweise „kleineren Beträge“ um die 100’000 CHF und weniger, werden aussen vor gelassen. Die Strategie geht solang auf, wie der sportliche Erfolg da ist und solange das lokale und nationale Networking der Marketingabteilung rund läuft.

Trotzdem: hier ist Verbesserungsbedarf vorhanden, denn man muss auch in die Zukunft schauen und weniger rosige Zeiten antizipieren. Nur weil es momentan sportlich läuft, fliessen auch die Gelder. Es ist noch keine 20 Jahre her, da hat der FCB unter Peter Epting um Geld gebettelt und wäre fast Bankrott gegangen. GC und der FCZ machen dies klar besser!

Angebot für Fans

Das wahrscheinlich reichhaltigste Angebot für Fans bei allen vier getesteten Klubs. Von Informationen, über Spiele bis Multimedia-Angeboten. Alles ist vorhanden. Trotzdem, die Merchandising Artikel scheinen nicht immer den Nerv der Zeit zu treffen und wirken oft als „Geldmacherei“. Kein Produkt, welches das FCB Logo nicht trägt. Kein Wunder blüht ausserhalb der offiziellen Kanäle eine Handel mit zum Teil weitaus „originelleren“ Merchandising-Artikeln. Ein Geschäft, das eigentlich der Klub machen sollte.

Das Bild in den Medien

Der FCB macht eigentlich alles richtig und wird gelobt, solange der Erfolg stimmt. Kein Klub arbeitet professioneller, wohl auch weil die Konkurrenz in der Schweiz nicht allzu gross ist. Trotzdem, die mittlerweile fast 100 Mitarbeitenden zählende FCB-Truppe kann auch mit kleineren Klubs grosser ausländischer Ligen mithalten.

Ein Problem, dass man bisher nie in den Griff bekommen hat, sind die Probleme mit den Anhängern sowie die Fan-Ausschreitungen meist neben dem Platz. Mehr Fans = mehr Probleme ist eine einfache Antwort auf eine schwierig zu lösende Frage. Manchmal wünschte man sich, der Branchenprimus würde hier auch in der Öffentlichkeit eine Vormachtsstellung einnehmen.

Der FCB profitiert auch von einem fast ausnahmslosen Rückhalt in der Region. „Kritik“ gegen den FCB ist kaum hörbar und so hat er vorerst auch auf politischem Parkett eine ziemlich starke Stellung. Hier gilt es, sich diese Stellung in Zukunft nicht zu verbauen.

Fazit

Der FCB macht (fast) alles richtig. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass er sein Potential nicht voll ausschöpft. Muss er zurzeit auch nicht, da die Konkurrenz in der Liga sportlich und wirtschaftlich überschaubar ist. Solange es sportlich läuft, scheint die Kommunikation kein Problem zu sein. Ob er sich in wirklichen Krisen auch oben halten kann, muss er aber erst beweisen. Die Auftritte nach dem verlorenen Meisterschaftsfinish gegen den FCZ 2006 und die Entlassung von Trainer Christian Gross zeigten zumindest, dass der FCB „Schwächen“ zeigt, wenn er mal wirklich kommunikativ gefordert ist.

Bisher erschienen:

– Sport-PR: Die Kommunikation der Schweizer Fussballvereine im Überblick

– Teil 1: Der Grasshopper-Club Zürich

– Teil 2: Die Berner Young Boys

– Teil 3: Der FC Zürich

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2 responses

1 05 2010
Gratulation FC Basel « Hesch ghört

[…] zurzeit knapp 0.5 Mio. CHF. Nun, dass in Sachen Merchandising was laufen muss, sag ich schon lange (siehe Blogeintrag). Sind wir also gespannt, ob dem FCB künftig in Sachen Merchandising und vor allem Timing (wann […]

7 05 2011
Geld rein, Geld raus | Hesch ghört

[…] mal Kreativität und Geschäftssinn in sein Merchandising stecken würde. Ich hab dies hier schon mehrfach kritisiert und bin gerne bereit, dem FCB meine Vorschläge und Idee zu präsentieren. Die erste Beratung ist […]

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