Sind Trainer wie Christian Gross noch zeitgemäss?

30 04 2012

«Ich dachte ich sei bei YB erst am Anfang, aber es war schon das Ende.»

Dieser Satz an der heutigen Abschiedspressekonferenz von Christian Gross sagt alles und nichts. Christian Gross und das Projekt YB sind gescheitert. Die Frage, ob Trainer eines Schlages Christian Gross noch zeitgemäss ist, stellt sich seit seinem Abgang beim FC Basel. Die Schlagzeilen dominieren „moderne“ Trainer wie Murat Yakin, Thorsten Fink und Heiko Vogel. Doch das Scheitern von Christian Gross mit seiner Art abzustempeln greift zu kurz. Man wusste bei YB, welchen Trainer man sich an Bord holte. Vielmehr sind Umfeld und Medien ungeduldiger geworden. Otto Rehagel formulierte es mal in etwa so: Es gibt keinen modernen Fussball, nur erfolgreichen. Und dieser Erfolg fehlte Gross. Denkt man an eine der erfolgreichsten Jahre in Christian Gross Trainerlaufbahn, kommt man unweigerlich auf die Ära beim FC Basel.  Dort hatte er die Zeit – gewollt oder ungewollt – die einer wie er braucht, um Erfolg zu haben. Zuerst auf der Schützenmatte und dann das erste Jahr im neuen Stadion. Der Erfolg kam erst im dritten Jahr – und wie. Doch welcher Trainer der Welt, ob alte oder neue Schule, hat heute diese Zeit noch?

Wer heute im Schweizer Fussball für seine Mannschaft eine neue Ära einläuten will braucht diese Geduld. Da mag der Trainer eine Rolle spielen, viel wichtiger ist es aber, ein Umfeld innerhalb des Klubs zu haben, dass bereit ist, diesen Weg zu gehen und während drei Jahren hinter dem Trainer und damit seinen eigenen Entscheiden zu stehen. Der FC Basel kam in 13 Jahren mit drei Trainern aus (Gross, Fink und Vogel). YB hatte in derselben Zeit ganze 10 verschiedene Trainer an der Seitenlinie. Selbst der FC Zürich, welcher es verstand, die Dominanz des FCB in den vergangenen Jahren teilweise zu brechen, kam mit „nur“ 7 Trainern aus.

Bei allen Vorurteilen und Bedenken zu Christian Gross Methoden muss die Frage eher lauten. Sind langfristige Planungen im Fussball überhaupt noch zeitgemäss? Schaut man sich den FC Basel an, ist man versucht Ja zu sagen. Wir alle wissen aber, dass der FCB eine Ausnahmeerscheinung auf und neben dem Platz ist. Für den Rest der Liga heisst es Jahr für Jahr den schnellen Erfolg zu suchen, mit der Hoffnung, dass die Strukturen sich anschliessend aufgrund eines Titels ergeben und dass ein solcher dem Klub die nötige Zeit und die finanziellen Mittel gibt, langfristig zu planen. Getreu dem Motto: Zuerst der Erfolg, dann die Planung.

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