Im ersten Teil der Serie „Die Kommunikation der Schweizer Fussballvereine im Urteil“ befassen wir uns mit dem Branchenprimus, zumindest was das Palmarès betrifft: dem Grasshoppers-Club Zürich, dem Rekordmeister. Bei der Beurteilung wird nach folgendem Raster vorgegangen. Ausgangspunkt ist die Website des Klubs: www.gcz.ch. Es geht allerdings nicht darum, den Internetauftritt als solches zu analysieren, sondern diverse Punkte der Stakeholderkommunikation anhand der Website zu beurteilen. Im Vordergrund stehen folgende Punkte:
– Gibt es eine Medienseite?
– Welchen Inhalt haben die News?
– Welche Informationen gibt es für potentielle Sponsoren?
– Was wird den Fans geboten?
– Wie ist das Angebot im Bereich Merchandising?
Ebenfalls in die Beurteilung fliesst die Berichterstattung in den Medien sowie das Bild, welche die Vereine in den Medien abgeben. Die Zürcher Grasshoppers sind, was die Titel betrifft der Branchenprimus. Lange Zeit hat der GCZ die Schweiz im Internationalen Fussball vertreten, weshalb der Brand „GC“ dort einen guten Ruf hat resp. hatte. Seit dem Abgang der Mäzene Spross und Gerber, werden beim GCZ kleiner Brötchen gebacken. Jetzt wo das Geld nicht mehr da ist, zeigt sich, dass der Verein in einer Identitätskrise ist. Eine Situation, deren Verbesserung mit einem klaren Kommunikationskonzept zumindest unterstützt werden könnte.
Medienkontakt
Medienseitig wird man zuerst enttäuscht. Kein Bereich deutet beim Rekordmeister daraufhin, dass es so was wie einen Medienkontakt gibt. Erst bei näherem hinschauen findet sich unter News/Media Releases ein Kontakt und eine Ansprechperson. Allerdings sind die Medienmitteilungen für das gemeine Volk nicht einsehbar. Dieser Bereich ist passwortgeschützt, was genauso verwundert, wie die Tatsache, dass ein Login nur telefonisch angefordert werden kann. Dazu passt auch die Medienarbeit zu den aktuellen Abgängen dieses Sommers. Der VfB Stuttgart hat den jungen Alessandro Riedle geholt und dies auch kommuniziert, Murat Yakin geht als Trainer nach Thun und Scott Sutter wechselt ablösefrei zu den Berner Young Boys. Und was machen die Grasshoppers? Sie schweigen. Keine Meldung auf der Homepage, keine offizielle Stellungsnahme zu den Abgängen. Das findet nicht nur die NZZ vom 9. Juni 2009 sonderbar und stellt richtig fest: „In einer Zeit, in der sich viele fragen, wohin der Weg des Rekordmeisters führt, wäre eine Erwähnung der offizialisierten Transfers ein Communiqué wert“.
News-Gehalt
Der Newskanal wird regelmässig gefüttert. Dazu gibt es ein Klubmagazin und einen Newsletter. Quantitativ stimmt es also, qualitativ kann und soll dies auf die Schnelle nicht beurteilt werden.
Potentielle Sponsoren
Zuerst wird man enttäuscht, denn unter dem vielversprechenden Titel „Unser Sponsoren-Konzept“ erfährt man nur gerade, dass es 5 Kategorien gibt. Fehlanzeige was ein Konzept betrifft. Allerdings findet man dann trotzdem noch Angebote für Werbung und Hospitality und diese Unterlagen lassen wirklich kaum Wünsche offen. Hier zeigt sich die Professionalität des GCZ. Als potentieller Sponsor und Werbeträger erfährt man fast alles. Was in den Unterlagen einzig fehlt, ist eine bessere Positionierung des Brandes „GC“. Für was steht der Klub, welche Werte vertritt er? Mit seinem Palmarès und der Fussballschule hätte der Klub einiges zu bieten. Er muss es nur zu Papier bringen. Trotzdem, der „Business-Bereich“ ist besser als man von einem Fussballklub erwarten könnte.
Angebot für Fans
Lob verdient die GC Community „Das Team – 100% GC“. Mitglied wird man mit Saisonkarte oder für 49.- im Jahr. Man geniesst diverse Vorteile wie das Magazin oder mittels eines Prozentbuches Vergünstigungen im Bereich Sport & Freizeit, Ausgang & Lifestyle oder Gastronomie & Hotellerie. Der Fan-Shop ist mager. Dieser wird von einem Sportgeschäft, welches Sponsor ist gehostet und die Auswahl entspricht etwa der Brotauslage im Coop kurz vor Ladenschluss. Ein Armutszeignis.
Und hier zeigt sich auch eine der Achillesferse vieler Vereine. Weil das Merchandising vernachlässigt wird, produzieren Dritte allen voran Fanklubs die Fan-Utensilien selbst, mit welchen eigentlich der Klub Geld machen könnte.
Das Bild in den Medien
Der Rekordmeister machte in letzter Zeit kaum mehr sportlich Schlagzeilen. Die Affäre um die angeblichen Millionen eines Hochstaplers (siehe auch „GC und der 300 Millionen Irrtum“) gaben den einstigen Branchenprimus eher der Lächerlichkeit preis, als dass man den Eindruck hatte, hier sind Profis am Werk. Das hat auch mit der Kommunikation zu tun. Präsident Roger Berbig hält sich im Hintergrund und Erich Vogel ist kommunikativ nur schwer zu kontrollieren. Das eigentlich Professionalität, gerade auch was das Angebot für Sponsoren betrifft, da wäre, zeigt unsere Untersuchung. Nur gelingt es zurzeit nicht, diese guten Ansätze kommunikativ gewinnbringend zu vermitteln respektive zu vermarkten.
Ganz aktuell passt zum Durcheinander in der Kommunikation auch die Freistellung von Hanspeter Latour. Während dieser heute bei blick.ch bestätigt, dass er gestern abend freigestellt wurde, liest man dazu auf der Website der Hoppers nicht. Nähere Informationen gäbe es am Mittag. Ein recht dehnbarer Zeitbegriff in einer Welt der schnellen Informationsverbreitung…..
Fazit
Die Ansätze sind gut, aber von einem Rekordmeister eines Landes muss und kann man mehr erwarten. Vielleicht kommt mit dem neuen Stadion auch wieder Euphorie in den Klub. Das wirtschaftliche Potential ist auf jeden Fall riesig.
Nächste Woche schauen wir, was die Berner Young Boys kommunikativ vorweisen können.
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