Die Wirtschaft lahmt und überall wird uns eingeredet, dass der Konsum zurückgeht. Doch wie sieht die Realität denn aus? Die Schlagzeilen sind simpel. Aufgrund des nachlassenden Wachstums fallen die Preise. Der Lohn der Angestellten bleibt aber, ja steigt im Mittel sogar leicht. Mehr Geld für alle also! Doch geht die Rechnung auf? Kaufen Sie jetzt tatsächlich wieder mehr?
Der Reihe nach: Ich bin weder Betriebs- noch Volkswirtschafter, aber langfristig geht für mich die Rechnung nicht auf. Wenn der Wachstum lahmt und die Preise fallen, wie können die Firmen dann ihren Angestellten mehr Lohn bezahlen? Ist unser aller Lohn im Mittel nicht deshalb gestiegen, weil die Preise hoch sind und die Firmen Gewinne machen (Dienstleister wie Banken, die keine Produkte „herstellen“ sind von dieser These natürlich ausgenommen). Also in meiner kleinen Haushaltsrechnung geht diese Gleichung langfristig nicht auf. Denn seien wir ehrlich. Firmen müssen Kosten einsparen und sie werden das wohl kaum damit tun, in dem die Löhne den Preisen entsprechend gesenkt werden. Es muss zwangsläufig zu Entlassungen kommen. Leider.
Keine Kredite – kein Wachstum
Aber zurück zum Konsumverhalten, denn genau um das geht es ja. Der Konsument ist nämlich an allem Schuld. Er kauft nicht mehr und sorgt damit für die Rezession. Wieso aber kauft er nicht mehr? Nun, zu einen wäre der versiegte Kreditstrom. Haben die Banken für 14 Monaten dem „Gelegenheitsarbeiter Jimmy“ aus Kansas noch eine halbe Million Dollar Kredit aufgrund eines Holzhauses gegeben, so bekommt heute nicht mal mehr der gestandene „Prokurist Jörg“ einen Kredit für ein Haus, in einem relative stabilen mitteleuropäischen Immobilienmarkt. Die Panik beginnt also schon bei den Banken. War man vorher fahrlässig wie es nur geht, schlägt das Pendel nun auf die andere Seite. Ohne 250% Sicherheit läuft fast nichts mehr.
Zeit als Luxus
Da frag ich mich dann schon, ob ich nun als kleiner Konsument für die Banken die Kohle aus dem Feuer holen soll. Wieso soll ich mit meinem Konsumverhalten Schuld am schleichenden Wachstum sein, wenn der Wall Street und Bahnhofsstrasse Banker nun plötzlich den Geldhahn zudreht? Wenn sicher keiner der beiden bewegt, dann steht der Weltmarkt still. Genau diese Situation haben wir zurzeit.
Wer macht den ersten Schritt? Jeder wartet auf ein Zeichen, aber zurzeit ist keines am Konjunkturhimmel zu sehen. Und solange dies so bleibt, wir der einfache Konsument sich anderem als dem Konsum zuwenden und neuen Luxus erkennen. Zum Beispiel Zeit. Denn davon haben wir nun genug. Und vielleicht schadet es auch nicht, sich nach der Hektik und Hetz nach Wachstum mal auf die wahren Werte zu besinnen. Ich bin sicher, dass es beim nächsten Boom nicht lange geht, bis diese wieder aus dem Blickfeld verloren werden.
Kommentar verfassen