(Die Holländer sollen die Euro-City Basel retten. AP)
Die Fanzonen sind nur spärlich gefüllt, das Rahmenprogramm findet mittags vor leeren Rängen statt und die Standbetreiber beklagen bereits nach einer Woche Fussball hohe Verluste. Die Euro Host-City Basel leckt sich die Wunden. Angesichts der Erwartungen, verwundert dies aber nicht. Gemäss der Basler Zeitung rechneten die Organisatoren tägliche mit 30‘000 ausländische Gästen! Eine Zahl aus der Welt der Phantasie. Eine Zahl, die nicht einmal bei bestem Wetter zustanden gekommen wäre.
Wieso aber hat man sich so verkalkuliert? Es ist nicht das erste Mal, dass gewisse Fussball -und Marketingexperten rund um Basels Fussball, die Lage überschätzen. Auch beim FCB kennt man das Problem. Dort hat man aufgrund der Euphorie in den Champions-League Jahren immer noch das Gefühl, der FCB verkaufe sich von selbst. Das Ergebnis sind leere Stadien im Uefa-Cup und Jahreskartenbesitzer die zu Tausenden zuhause bleiben, wenn es nicht gerade um die Entscheidung in der Meisterschaft geht.
Bei der Euro 2008 ist es nicht anders. Die Veranstaltung ist keine Geldruckmaschine, die von selbst läuft. Wo bitte schön hätten die 30‘000 Touristen täglich anreisen sollen. In Basel war schon lange bekannt, dass die Schweiz hier ihre Spiele austrägt. Aus der Schweiz sind keine Touristen zu erwarten, die auch an den Tagen, in denen in Basel nicht gespielt wird, in der Stadt ihr Geld liegenlassen. Genauso wenig war mit Strömen aus Italien, Frankreich, Deutschland, der Türkei und Portugal zu rechnen. Zum einen, weil die Länder so nahe an der Schweiz liegen, dass sie in Tagesausflügen erreichbar sind, zum andern, weil sich Bewohner dieser Länder keine mehrtägigen Ferien in der überteuerten Euro-Schweiz leisten können. Schlechtes Wetter hin oder her, 30‘000 Leute wären nie gekommen. Hier war eine Mischung aus Profitgier, Naivität und blinde Euphorie am Werk. Mitreissen davon haben sie sich alle, im Glauben, der Fussball ist ein Selbstläufer. Ist er aber nicht.
Hanspeter Weisshaupt , der Basler „Mister Euro“ outet sich als Anhänger der freien Marktwirtschaft, als er in der Aargauer Zeitung auf das Überangebot in Basel und die unternehmerische Verluste angesprochen wird. Recht hat er. Fussball ist ein Wirtschaftsfaktor. Dann wird es aber auch langsam Zeit, dass sich Leute damit befassen, die von Fussball und von Wirtschaft eine Ahnung haben. Für die Euro ist es zu spät. Das Wirtschafts- und Sportunternehmen FC Basel aber sollte sich ein Beispiel daran nehmen. Irgendwann werden auch seine Geschäfte nicht mehr von der Euphorie kaschiert und realistische Annahmen und Managemententscheide sind nötig, damit die Fussballstadt Basel auch in Zukunft eine solche bleibt.
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