Sport ist und war immer politisch

16 10 2014

BlackPower

Drohne, Serbien, Albanien, Europaqualifikation, Spielabbruch. Mehr muss ich nicht sagen, jeder weiss, um was es geht. Was niemand weiss, ist die Frage, wie es weitergehen soll. Auch am Tag 2 nach dem Spiel.

Der Sport wird von den Sportverbänden oft als völkerverbindend bezeichnet. Unpolitisch sei er, haben wir auch bei den letzten olympischen Spielen in Sotschi gehört. Dem ist nicht so. Sport ist seit jeher äusserst politisch. Es kommt – zum guten Glück – einfach äusserst selten zu solch gravierenden Vorkommnissen wie am 14. Oktober in Belgrad. Ein paar Beispiele gefällig?

  • Tommy Lee und John Carlos bei dem Olympischen Spielen 1968 in Mexiko (Protest gegen Rassenhass mit gestreckter Faust bei der Siegerehrung).
  • Boykott der Olympischen Spiele in Moskau 1980 u.a. von den USA und Deutschland, da Russland Afghanistan besetzte.
  • Gegenboykott von Russland und weitere Oststaaten an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles.
  • Das Ausrollen des „Stop it Chirac“ Transparent der Schweizer Nati beim EM-Qualifikationsspiel gegen Schweden 1995 (Protest gegen Atombombentest)
  • und und und.

Es geht hier nicht um Vollständigkeit, sondern darum zu zeigen, dass Sportverbände noch so scheinheilig tun können, der Sport ist politisch und wird von der Politik immer wieder instrumentalisiert. Machthaber sonnen sich darin, dass die ganze Welt auf ein Grossereignis in ihrem Land schaut, der Medaillenspiegel an Grossereignisse wird zur Machtdemonstration (was nebenbei in gewissen Ländern dazu führt, dass Sportler nur für solche Grossanlässe „herangezüchtet“ werden) und gerade in Mannschaftssportarten gilt der Sieg gegen einen politischen Gegner oft mehr als die daraus resultierenden Punkte.

Aber was soll man tun. Spiele zwischen solchen Nationen wie Serbien und Albanien verbieten, obwohl der Prozentsatz an solchen, welche nicht nur mit Worten, sondern auch Fäusten zuschlagen, wohl nicht sehr viel höher ist, als wenn Deutschland und Polen gegeneinander spielen. Verbote und Sanktionen sind Massnahmen, um zu zeigen, dass man handelt und das Geschehene nicht gutheisst. Das Grundproblem löst man aber nicht.

Es würde schon helfen, wenn wir uns alle ehrlich zugestehen, dass der Sport ein Abbild der Gesellschaft ist und diese nicht apolitisch ist. Es wird Sanktionen gegen Serbien und Albanien geben, man wird darüber sprechen, dass der Sport ein Opfer ist und instrumentalisiert wurde. Aber es wird nicht der letzte Vorfall sein und bleiben.

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